Karl Löbl Kritik

Carmen-Premiere: Holenders Kontersieg

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Begeisterung um Carmen an der Wiener Staatsoper. Star war der Dirigent.

Es ist wie im Sport. Auch am Theater muss ein guter Trainer Ausfälle schnell kompensieren können. Direktor Ioan Holender gelang das. Die Carmen-Serie der Staatsoper ist gut besetzt, musikalisch spannend, erfolgreich und fernsehtauglich. Nadia Krasteva gestaltet die Titelrolle überzeugend, macht stimmlich großen Eindruck und die Figur glaubhaft. Das gilt auch für ihren Partner Massimo Giordano, dessen Don José dank intensivem Ausdruck berührt. Anna Netrebko hat in Bizets Oper bloß eine Duettszene im ersten Akt und eine Arie im dritten. Trotzdem wurde ihre Micaela zu einem warmherzigen, gefühlsbetonten Bühnenmenschen mit maximaler vokaler Präsenz.

Wir erleben den Start einer ganz großen Karriere
Der Star des Abends stand freilich nicht auf der Bühne, sondern vor ihr. Andris Nelsons (31) gilt als einer der interessantesten jüngeren Dirigenten, ist Orchesterchef in Birmingham und war schon mehrmals an der Wiener Oper zu Gast. Wem Carlos Kleibers Carmen noch in Erinnerung ist, wird mir Recht geben: Nelsons musikalische Neueinstudierung hat deren Niveau. Liebe zum Detail und Stärke der musikalischen Dramatik, vitale Korrespondenz mit der Bühne, die er anfeuert und überwacht, größtmöglicher persönlicher und totaler körperlicher Einsatz zeichnen Nelsons Dirigat aus. Wir erleben an der Staatsoper den Start einer ganz großen Karriere.
„Carmen“, weitere Vorstellungen: 6., 9., 12., 15. 5.; Do., 21.05 Uhr, ORF 2

„CARMEN“ IM TV: Donnerstag, 6. Mai, 21.05 Uhr, ORF 2.
Der ORF lässt sich Carmen mit Anna Netrebko nicht entgehen: Kommenden Donnerstag sendet ORF 2 das Staatsopern-Highlight ab 21.05 Uhr. Barbara Rett führt durch den Abend. Ö1 sendet die Bizet-Oper am 15. Mai um 19 Uhr. Zudem sind alle Carmen-Vorstellungen (6., 9., 12., 15. 5.) live auf der Videowall vor der Staatsoper zu sehen.

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