Gelungenes Dreigespann

"C(r)ash" im Stadttheater Walfischgasse

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Viel Applaus für emotionales Spiel von Obonya, Kottal und Bernardin.

Der Titel hätte es verraten können: Die Landidylle in Rupert Hennings neuem Stück "C(r)ash" trügt. Aus einem verliebten Paarneustart fernab der großen Stadt wird schnell nicht nur eine bedrückende Abrechnung mit Einzelschicksalen in der Finanzkrise, sondern auch ein bitterbös-humoriges psychologisches Kräftemessen zwischen dem gut abgestimmten Trio Claudia Kottal, Stefano Bernardin und Cornelius Obonya. Nach etwa hundert Minuten mit einer Pause ernteten Ensemble, Autor und Regie bei der Premiere am 16. Oktober im Stadttheater Walfischgasse tosenden Applaus und Bravo-Rufe.

C(r)ash verzaubert
Zunächst liegt noch verliebtes Geplänkel in der Luft, Umzugskartons werden geschleppt, die ersten Farbmuster an die Wand gemalt. Das neue Nest einrichten und die Nachbarschaft erkunden, stehen auf dem Tagesprogramm des jungen New Yorker Paars Artie (Stefano Bernardin) und Trish (Claudia Kottal) Rizzo. Vielleicht sogar gleich einen Erben für das neue Zuhause zeugen, eben ein bisschen "hinterwäldlerisch" sein und die Großstadt hinter sich lassen. Das alte Haus in idyllischer Lage war ein Schnäppchen. Eines jener Häuser, das von Banken und Anwälten bereits auf den Markt geworfen wird, bevor die hoch verschuldeten Besitzer noch wissen, dass sie endgültig pleite sind.

Nackte Momente auf der Bühne  

Die gelöste Stimmung – vor allem Bernardin nimmt die Sache mit dem Erben recht ernst und sorgt für ein paar sehr nackte Momente – wird jedoch von der Türglocke unterbrochen. Der ortseigene Polizist Sergeant "mein Gebiet" Leroy Brooks (Cornelius Obonya) steht vor der Türe und möchte nach dem Rechten sehen. Das Paar bittet ihn herein und lernt schnell nicht nur die richtige Art, Ameisen zu bekämpfen, sondern auch, dass hier die Werte Beständigkeit und Sicherheit noch viel zählen. Über dieser Diskussion beginnt die Situation – vor allem zwischen Artie und dem Sergeant – rasch zu eskalieren, schnell wird klar: Mit dem Ordnungshüter stimmt etwas nicht, zu gut kennt er das Haus und zu feindselig ist er gegenüber den neuen Bewohnern. Gab es im ersten Teil des Stücks noch den einen oder anderen humorigen Part – hauptsächlich vonseiten des von Bernardin großartig bobo-flapsig interpretierten Smartphone-App-Entwicklers Artie – ist es damit nun endgültig vorbei. Denn Sergeant Brooks erweist sich als zwangsgepfändeter ehemaliger Hausbesitzer auf dem Rachepfad gegen die neuen Eigentümer, die Finanzwirtschaft an sich und die Ungerechtigkeit der Welt.

Obonya umjubelter Star des Abends

Dass Obonya – gerade noch Jedermann – auch brutal beherrscht, manchmal beinahe furchteinflößend, immer ein bisschen am Wahnsinn bordend, ist spätestens seit seiner Rolle als Fremdenpolizist in Anja Salomonowitz' Spielfilm "Spanien" bekannt. Ähnlich sind auch in "C(r)ash" jene Momente seine besten, in denen Sergeant Brooks langsam die Kontrolle entgleitet, wo er sich gegen Kapitalismus und Ungerechtigkeit nicht mehr anders zu helfen weiß als mit Waffe und Gewalt. Für Bernardin und Kottal – bisher vor allem als Laura Rudas oder Maria Vassilakou bei den Staatskünstlern bekannt – bedeutet das eine emotionale Achterfahrt, die sie fast durchgehend souverän bewältigen.


 

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