Heute, Staatsoper: Domingo als Posa

Domingos 148. Rolle

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Jahrhundertsänger Plácido Domingo debütiert heute als Posa in Verdis „Don Carlo“.

Oper

Der spanische Tenorissimo Plácido Domingo, der seine Karriere vor 55 Jahren in der Zarzuela-Truppe seiner Eltern als Bariton begonnen hatte, ist die ungewöhnlichste Erscheinung im Musikbusiness. Das samtene, erotische Timbre seiner goldenen, schier unkaputtbaren Stimme war stets baritonal gefärbt, also war es vor sechs Jahren eine kluge Entscheidung, seine tenoralen Triumphzüge im baritonalen Repertoire fortzusetzen. Bariton ist er freilich keiner. Er verfügt über alle nötigen Töne, doch klingt er, wie Domingo im Herbst seiner Karriere eben klingt: stark nachgedunkelt, aber noch immer strahlend wie ein großer Tenor.

Kammersänger

Der rastlose Jahrhundertsänger, dessen enorme Stimmbandbreite und Musik-Besessenheit ihm den Titel „König der Oper“ eingebracht haben, hat 147 Rollen gesungen, während andere Startenöre wie Luciano Pavarotti mit 25 Partien ihr Auslangen fanden. An der Wiener Staatsoper, deren Kammersänger und Ehrenmitglied er ist, hat Domingo in 254 ausverkauften Vorstellungen 500.000 Besucher beglückt und ist mit 85 Stunden Applaus belohnt worden.

Schiller

Heute debütiert der von Kritikern zum „größten Sänger aller Zeiten“ ausgerufene Superstar im Haus am Ring in einer weiteren Verdi-Bariton-Partie – seiner 148. Rolle: Ein halbes Jahrhundert nach seinem Wien-Debüt am 19. Mai 1967 als Don Carlo und drei Wochen nach seiner umjubelten Gala zum 50-jährigen Staatsopern-Jubiläum singt er erstmals in Verdis Veroperung von Schillers Politthriller den noblen Marquis Posa, der sein Leben für Carlos opfert. An Domingos Seite ist eine tolle Besetzung aufgeboten: Ramón Vargas singt den Infanten, Krassimira Stoyanova ist die Elisabeth, und Ferruccio Furlanetto kehrt als Philipp II. zurück.

E. Hirschmann-Altzinger

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