Enttäuschung

"Don Giovanni": Beifall und Buhs

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Missglückter "Don Giovanni“ an der Staatsoper: Buhs für geschwätzige Regie. 

Ein mieser Grapscher ist dieser Don Giovanni. Das mehrbändige Register seiner Eroberungen füllt einen ganzen Koffer und zwischen den Folianten bewahrt er Dessous auf. Damen, Dienstmädchen, Kellnerinnen, denen er begegnet, gehen bald zu Boden, spreizen die Beine, lassen sich gern besteigen. So sieht Jean-Louis Martinoty die Figur des Don Juan. Zu jeder Szene fallen ihm Nebenfiguren und illustrative Details ein, wodurch seine Regie geschwätzig wirkt. Die Handlung spielt im Heute mit Leuchtstoffröhren und Taschenlampen, offenbar während des Venezianischen Karnevals, was auch den Wechsel zu historisierenden Kostümen ermöglicht. Das imposante Bühnenbild (Hans Schavernoch) hätte eine präzisere Inszenierung verdient.

Enttäuschend
Die mehrheitlich neue Mozart-Besetzung enttäuscht. Sally Matthews (Anna) klingt geschärft, Roxana Constantinescu ist ein Mezzosopran und als Elvira eher fehlbesetzt, Sylvia Schwartz (Zerlina) hat ein Zwitscherstimmchen. Adam Plachetka (Masetto), Alex Esposito (Leporello) und Albert Dohmen (Komtur) sind tauglich. Saimir Pirgu (Ottavio) gefällt mit stilvollem, wohlgeformtem Tenorgesang. Ildebrando D‘Arcangelo könnte ein sehr guter Giovanni sein, wenn er ein Rollenprofil fände. Vor der Bühne ein auffallend klein besetztes Orchester mit einem zirpenden Hammerklavier inmitten. Franz Welser-Möst überzeugt, wo dramatische Musik dominiert, und lässt in eher lyrischen Passagen einen seltsam weichen, wattigen Klang zu. Zuletzt viel Beifall, aber auch Buhrufe für den Regisseur.

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