Konzert für Europa

Dudamel lieferte bravouröse Show

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100.000 Klassik-Fans waren beim Open Air vor dem Schloss Schönbrunn dabei.

Open Air. Am Pult gibt Gustavo Dudamel das Kommando zum Sturm. Ein begeistertes Leuchten steht ihm in den Augen, befeuernd sind seine Armbewegungen, und in den Fortissimostellen biegt er den Rücken so weit nach hinten, als wollte er den Himmel umarmen …

Sommernachtskonzert 2012

Live im TV
Der 31-jährige Jungstar, ein Rhythmiker und Mambotänzer am Pult, dirigierte das neunte Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker im barocken Schlosspark von Schönbrunn. Das Programm des Open-Air-Musikereignisses, das bei freiem Eintritt vor hunderttausend Zuhöre­rInnen auf dem in verschiedenen Farben leuchtenden Podium vor dem Neptunbrunnen stattfand, vom ORF live übertragen und in 60 Länder ausgestrahlt wurde, war besonders anspruchsvoll; mitschunkeln konnte man nicht.

Unter dem Motto Dances and Waves waren einige der berühmtesten Tänze der Opernliteratur versammelt, zum 150. Geburtstag des französischen Impressionisten Claude Debussy kam die symphonische Dichtung La Mer zur Aufführung.
■ „Eugen Onegin“. Zum Auftakt erklang die feierliche Polonaise aus dem dritten Akt von Tschaikowskys Eugen Onegin, jene hinreißende Ballmusik, bei der Onegin Tatjana wieder begegnet, deren Liebe er einst zurückgewiesen hatte. Zum elegischen Totentanz der persischen Sklavinnen aus Mussorgskys Chowanschtschina, bei dem Fürst Iwan seinen Untergang ahnt, tanzte das Wiener Staatsopernballett in der Choreografie von Gregor Hatala.
■ „Fürst Igor“. Von den vier orientalisch gefärbten Polowetzer Tänzen aus Borodins Oper Fürst Igor bestachen der Schwerttanz des siegreichen Khans und der immer schneller werdende Freudentanz der Soldaten und Mädchen.
■ „La Mer“. Debussy, der als Kind Seemann werden wollte, hat seiner Faszination, die das Meer auf ihn ausgeübt hat, in La Mer ein Denkmal gesetzt. Mit dem langsamen Morgengrauen bis Mittag auf dem Meer in h-Moll, dem heiteren Spiel der Wellen in cis-Moll und dem stürmischen Dialog zwischen Wind und Meer gelang es Dudamel und den Wienern, die ungestüme Leidenschaft der Brandung zum Klingen zu bringen. Unterstützt wurden die Musiker vom Staatsopernballett, das auf einer im Teich vor der Gloriette erbauten Wasserbühne tanzte.
■ „Salome“. Salomes hocherotischer Tanz der sieben Schleier aus der genialen Oper von Richard Strauss, für den die Prinzessin von ihrem Stiefvater Herodes den Kopf des Täufers Jochanaan in einer Silberschüssel verlangt, und der berühmte Stundentanz aus Ponchiellis schauriger Oper La Gioconda beschlossen das Programm.
■ „Wiener Blut“. Als populäre Draufgaben erklangen der Walzer Wiener Blut von Johann Strauß und eine Nummer aus der Zarzuela La boda de Luis Alonso von Gerónimo Giménez, bei der Dudamels Temperament zur spektakulären Entladung kam.

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