In memoriam Herbert von Karajan führt Riccardo Muti in Salzburg das „Deutsche Requiem“ von Brahms auf.
Es war das letzte Werk, das Karajan vor genau 20 Jahren, im August 1988, bei den Festspielen dirigierte. Ein Jahr später ist Karajan während der Vorbereitungen für die Festspiele 1989 gestorben.
Zehnmal seit 1957 hat Karajan das Brahms-Requiem in Salzburg auf das Programm gesetzt – viermal im Sommer, sechsmal bei den Osterfestspielen. Die von Riccardo Muti dirigierte Gedenkaufführung spielen die Wiener Philharmoniker. Es singen der Staatsopernchor sowie die Solisten Genia Kühmeier und Peter Mattei (der 2007 in Salzburg als Eugen Onegin erfolgreich war).
Zitiert: Dirigenten-Kollegen über Karajan
CHRISTIAN
THIELEMANN: „Wer einmal die Streicher so hat singen hören wie bei Karajan,
wird das nie vergessen. Zum Vorwurf der Glätte: Wenn eine Musik glatt
klingt, weil dem Dirigenten nichts einfällt, wäre das etwas anderes, doch
Karajan hat immer genau gewusst, was er tat.“
SIMON RATTLE: „Wir haben dank Karajan heute eine neue Qualität erreicht. Ich saß einmal hinter den Hörnern bei einem Brahms-Konzert in der Berliner Philharmonie und dachte mir: Das hat doch nichts mit Dir zu tun, das ist ein völlig anderer Beruf als der, den Du ausübst!“
MARISS JANSONS: „Karajan war für mich immer wie ein Vogel, der höher fliegt als alle anderen. Wir stehen auf der Erde und sehen zehn oder zwanzig Meter weit, er sieht da oben kilometerweit.“
NIKOLAUS HARNONCOURT: „Karajan war die Fortsetzung Toscaninis, er hat die Figur des Dirigenten zu einer Art Supergestalt gemacht. Vollkommen neu war seine Einstellung zur Technik. Da war Karajan blitzartig – man hatte das Gefühl, die Medien seien eigens für ihn erfunden worden.“
DANIEL BARENBOIM: „Die historische Aufführungspraxis heute ist eine Reaktion auf den Karajan-Klang. Nur richtet sich das meiner Meinung nach nicht gegen Karajan selbst, sondern gegen seine Epigonen.“
CD-Kritik: Karl Löbl über das Brahms-Requiem
1957. Mit
den Wiener Philharmonikern und dem Singverein führte Herbert von Karajan
1957 in der Felsenreitschule das Deutsche Requiem von Brahms auf. Wer
glaubt, Karajan habe kühl kalkulierend dirigiert, höre sich diese Aufnahme
an. Die Atmosphäre des Werks, seine Struktur, die feinen Klangmischungen im
Verhältnis von Chor und Orchester werden mit starker Emotion realisiert.
Lisa Della Casa singt ihr Solo mit berührender Zärtlichkeit, Dietrich
Fischer-Dieskau seines mit markanter Artikulation. Die neue Orfeo-Box (vier
CDs) enthält alle Salzburger Konzerte Karajans vom Sommer 1957; außer dem
Brahms-Requiem Werke von Mozart, Bruckner, Berger, Einem und Honegger. Zwei
Konzerte spielten die Berliner Philharmoniker; dass ihnen und Karajan das
Mozarteum beim Salzburg-Debut zu eng war, ist nicht zu überhören.
"Brahms-Requiem": Salzburg, großes Festspielhaus, 15., 16., 18. 8., 11 Uhr, Tickets: 0662/8045500