Löbl-Kritik

Eine "Zauberflöte" voller Bombast

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"Zauberflöte" im Großformat: Mozart verliert in Salzburg seine Einfachheit. Eine Kritik von Karl Löbl.

Für ein Publikum, das Events, Spektakel und Gesprächstoff für sein Geld haben will, mag das eine taugliche "Zauberflöte" sein. Mozarts und Schikaneders Stück meint jedoch eher Einfachheit, Volkstümlichkeit, Märchenhaftes, wenn auch mit Hintergrund. Davon bietet diese Produktion der Salzburger Festspiele nur sehr wenig. Die Regie (Pierre Audi) beschäftigt sich mehr mit dem Einsatz der Bühnenbild-Elemente (vom Maler Karel Appel) als mit der Personenführung, die recht beiläufig gerät. Die Zuschauer schenken dem Funktionieren der Bühnentechnik (oder deren Versagen wie bei der Feuer- und Wasserprobe) mehr Beachtung als der Handlung, die von den Maschinen, Requisiten, Pantomimen und szenischen Versatzstücken fast erdrückt wird. Das Auge ist beschäftigt. Vielen genügt das.

Dabei gibt es Schönes zu hören
Genia Kühmeier ist eine ausdrucksstarke, fraulich intensive, nicht bloß mädchenhaft zarte Pamina. Die junge Russin Albina Shagimuratova (Königin der Nacht) singt ihre Rachearie mit dramatischem Furor und brillanter Koloratur. Franz Grundheber hat in der wichtigen Sprecherszene jenen markanten, klugen Tonfall, der hier so wichtig ist. Markus Werba ist ein sympathischer, naturburschenhafter, liebenswerter Papageno. Michael Schade und Franz-Josef Selig sind als Tamino und Sarastro rollendeckende, erstklassige Besetzungen. Und Riccardo Muti realisiert mit den Wiener Philharmonikern und dem Staatsopernchor einen unaufgeregten, in den Tempi richtigen, in der Phrasierung schönen Mozartklang. (Dass er nicht hört, wie erbärmlich schlecht das Trio der "Drei Damen" artikuliert, liegt wohl an seiner eigenen Ablehnung der deutschen Sprache.)

Die "Zauberflöte" würde selbstverständlich ins intimere "Haus für Mozart" passen, aber die szenische Hypertrophie dieser Produktion bedarf der großen Bühne, und im Großen Festspielhaus sind auch die Einnahmen aus dem Kartenverkauf höher. Ich selbst hab' mich allerdings nach der Ponnelle-Inszenierung in der Felsenreitschule gesehnt, die ab 1978 neun (!) Sommer lang gezeigt wurde. Ich fürchte, wir alle haben damals nicht begriffen, wie ideal die Proportionen dieser Produktion waren.

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