"Japan stinkt"

Endzeitstimmung: Manga-Schau im MAK

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Tokihiko Ishikis Serie "Nippon Chinbotsu" wird zum Leben erweckt.

Japan versinkt - im wahrsten Sinn des Wortes. Überlebensgroße Bilder, zurückhaltend in Schwarz-, Weiß- und Blautönen gehalten, spiegeln den Einbruch der Natur in die zivilisierte Welt eindrucksvoll wieder. Im Museum für Angewandte Kunst (MAK) in Wien lässt der japanische Mangazeichner Tokihiko Ishiki seine Endzeitgeschichte in Wellenform über die Besucher hereinbrechen. Die Ausstellung "Nippon Chinbotsu (Japan sinkt)" zu seinem gleichnamigen Manga begibt sich ab 16. Jänner auf Entdeckungsreise durch eine apokalyptische Welt und ihre Entstehungsgeschichte.

Schau führt ins Innerste von Ishiki
Wobei das gelungene Ausstellungsdesign nicht nur übermächtige Ozeanwellen widerspiegelt, sondern ins Innerste von Ishiki führen soll, wie Kurator und Kustos der MAK-Asien-Sammlung Johannes Wieninger am 15. Jänner erklärte. "Dadurch hat der Besucher die Möglichkeit, durch die Hirnwindungen, die Gedankengänge des Zeichners zu gehen." Rund 150 Meter lang und knapp fünf Meter hoch ist die Bilderwand, auf der die aufgeblasenen Originale zur genauen Analyse laden.

Arbeit basiert auf "Nippon Chinbotsu"  
Die zwischen 2006 und 2009 entstandene und ursprünglich in wöchentlichen Kurzkapiteln veröffentliche Geschichte Ishikis basiert auf dem 1973 erschienen Science-Fiction-Roman "Nippon Chinbotsu" von Sakyou Komatsu, der Japan aufgrund einer Serie von Erdbeben untergehen lässt. "Das Interessante daran war für mich, wie Menschen mit einer so tragischen Situation umgehen und noch Hoffnung schöpfen können", erklärte Ishiki. Angesichts des Tsunami- und AKW-Unglücks in Japan 2011 hatte der Mangazeichner das Gefühl, "dass alles Negative, was ich geschrieben habe, noch einmal übertroffen wurde. So wurde die Geschichte von der Wirklichkeit eingeholt."

Blick über die Schulter
Neben der schließlich in 15 Taschenbüchern gefassten Geschichte kann im MAK auch ein Blick über die Schulter des Zeichners geworfen werden: Eine lange Pultvitrine versammelt erste Ideen, Skizzen, Storyboards und fertige Bilder des ersten Kapitels, während zwei Videoprojektionen die (digitale) Entstehung der einzelnen Panels nachvollziehbar machen. Für MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein ist die zweite Manga-Ausstellung nach 2005 auch ein Beitrag zum Austausch verschiedener Kulturkreise: "Wir wollen dem globalen Labor der Kulturen ein wichtiger Standort sein." Begleitet wird die bis 21. April laufende Schau neben Führungen, Gesprächen mit dem Künstler und Workshops auch von einem Manga-Wettbewerb, bei dem bis Ende März maximal achtseitige Arbeiten eingereicht werden können.

Info

Die Ausstellung "Nippon Chinbotsu - Japan sinkt. Ein Manga"  ist von 16. Jänner bis 21. April im Museum für Angewandte Kunst zu sehen. Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm finden Sie unter www.mak.at/manga.


 

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