Opernkritik

Geniale Barockoper als schräge TV-Show

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Jubel und Buhs für Claus Guths Monteverdi-Regie im Theater an der Wien.

Mit Claudio Monteverdis letzter Oper L’incoronazione di Poppea hat Claus Guth im Theater an der Wien seinen tollen Monteverdi-Zyklus abgeschlossen. Ganz im Sinne des genialen Opernerfinders hat der deutsche Meisterregisseur aus der Liebesgeschichte des irren römischen Kaisers Nero und der ehrgeizigen Poppea, die über Leichen geht, um auf den Thron zu kommen, lebenspralles, bilderstarkes Unterhaltungstheater gemacht.

TV-Show
Auf Christian Schmidts bunter Drehbühne beginnt die Oper als TV-Show mit Fortuna, Virtù und Amore als Kandidaten; ein Oldtimer, neben dem der verlassene Ottone auf Rache sinnt und auf dessen Dach Nero und Poppea ihre Liebe besingen, und die Badewanne, in welcher der Philosoph Seneca Selbstmord begeht, veranschaulichen Poppeas Aufstieg zur Kaiserin, der bei Guth mit Doppelmord endet.

Furios
Unter Jean-Chris­tophe Spinosis furioser Leitung musiziert das Ensem­ble Matheus die ariosen Szenen, großen Rezitative und buffonesken Scherzi mit Bravour. Der französische Countertenor Christophe Dumaux brilliert als Ottone; Franz-Josef Selig ist ein stimmschöner Seneca, Marcel Beekman eine schräge Amme und Emilie Renard ein bezaubernder Page. Tadellos sind Alex Penda und Valer Sabadus als verkommenes Liebespaar Poppea und Nerone.

Elisabeth Hirschmann-Altzinger

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