Karl-Löbl-Kritik

"Campiello" Ein schöner Premieren-Erfolg

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Turrini und Reiter ermöglichen Goldoni-Transfer nach Wien-Favoriten

Ein kleiner Platz, umstanden von kleinen Häusern. Keine „piazza“, sondern ein campiello, wie Carlo Goldoni 1756 sein Volksstück zutreffend nannte. Scherz, Liebe, Streit, Versöhnung unter schwatzhaften Kleinbürgern Venedigs. Mehr ereignet sich nicht bei Goldoni. Auch nicht bei Peter Turrini, der jeder billigen Aktualisierung widerstand, dessen Übersetzung weder die Dramaturgie verändert noch den Schauplatz.

Komische Oper
Aus Goldonis Original schuf 1935 Ermanno Wolf-Ferrari köstliches Musiktheater. Turrinis deutsche Fassung hat jetzt Herwig Reiter zu einer etwas geschwätzigen und länglichen komischen Oper gemacht. Die Musik mixt Barockes, Neoklassik, Jazz, Popiges zu einem orchestralen Fließband, gibt den Figuren Kontur und den Sängern die Möglichkeit zur vokalen Präsentation. Alles klingt angenehm und konsumentenfreundlich.

Industrie-Architektur
Dies gilt auch für die Inszenierung (Anselm Lipgens) in einem Bühnenbild (Gabriele Attl), das die Industrie-Architektur eines ehemaligen Expedits in Favoriten geschickt ausnützt. Ein Teil des Publikums sitzt an kleinen Tischen fast auf der Spielfläche, ist also in den campiello geschickt einbezogen. Das Ensemble agiert und singt ausgezeichnet, Walter Kobéra hat einmal mehr für präzise Einstudierung gesorgt. Schöner Premierenerfolg.

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