Staatsoper-Kritik

Gruberová - Oper als angewandte Psychologie

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Ovationen für Edita Gruberová in Bellinis "I Puritani" an der Wiener Staatsoper.

Eigentlich ist es ein Wunder. Wenn Edita Gruberová von Liebe singt und wegen der vermeintlichen Untreue ihres Bräutigams dem temporären Wahnsinn verfällt, ist das nicht altmodische romantische Oper, sondern angewandte Psychologie.

Der Klassikexperte Karl Löbl
ist Kritiker für ÖSTERREICH

(c) TZ Österreich, L. Dashemandi

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© TZ_Oesterreich, L. Dashemandi

Oper
Ihre Seufzer und Tränen, ihre Verzierungen und Koloraturen, ihre unverminderte stimmliche Bravour geraten nie zur kalten Artistik. Anteilnahme am Schicksal dieser unglücklichen Elvira ist im Singen der Gruberová zu hören. Gemeinsam mit José Bros verwirklicht sie die Hohe Schule des Belcanto.

In Bellinis I Puritani ist auch eine Entdeckung zu machen. Vitalij Kowaljow, ein junger Bass aus der Ukraine mit internationalen Engagements, besitzt jenes slawische Timbre, das so selten geworden ist. Die Stimme hat Kraft und Schönheit, Wärme und gute Schulung, starken Ausdruck und Charakter. Davon jedenfalls mehr als der zweite Hausdebütant des Abends: Gabriele Viviani vertritt bloß den Typus des italienischen Mittelklasse-Baritons.

Kompetenz
Michael Halasz bewies, wie wichtig es ist, einen Musiker mit seiner Erfahrung und Kompetenz im Haus zu haben. Er dirigierte als Einspringer die Aufführung so, als sei Bellini sein täglicher Umgang.

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