Der Initiator und Regisseur des medial ausschweifend diskutierten Stücks rund um den ominösen Hermann Fritzl, nimmt Stellung zu Spekulationen.
Die Vorstellungen der "Keller-Soap" "Pension Fritzl", die am 23. Februar im Wiener 3raum-anatomietheater Premiere hat, werden unter Polizeischutz stattfinden. Nach Drohungen an den Regisseur und Schauspieler Hubsi Kramar seien diese Vorkehrungen notwendig geworden, hieß es von heute vonseiten der Veranstalter. Auch bei der Pressekonferenz, an der zahlreiche internationale Journalisten teilnahmen, waren zwei bewaffnete Beamte zugegen.
Reißerisch
Bereits seit Tagen sind in einem kostenlosen
U-Bahn-Blatt die wildesten Spekulationen über Hubsi Kramars neuen Wurf, "Pension
Fritzl", zu lesen, das Medium druckt täglich Leserbriefe entrüsteter
Menschen ab. Diese Reaktionen seien laut Kramar von zweifelhafter Herkunft,
da die Sprache sehr juristisch gewählt sei. "In Ottakring sagt man
nicht Bußgeld", so der Theatermacher.
Will nicht verhöhnen
Was ist bis jetzt bekannt über
das Stück, das ganz Österreich zu Diskussionen anregt? Kramar stellt klar,
dass er keineswegs die "Opfer des Amstettener Inzestfalls verhöhnen will".
Der Regisseur prangert an, dass "die Freiheit der Meinung gefährlich ist".
Hubsi Kramar erhält seit er am 16. Jänner von einem Auslandsaufenthalt
zurück kam, Drohbriefe. Dabei betont er allerdings, dass es ihm "klar
war, die Rolle des Sündenbocks" zugeteilt zu bekommen.
Psychotherapeutin
Bei der Pressekonferenz an Kramars Seite:
Yasmin Randall, Mitglied des Österreichischen Berufsverbands für
Psychotherapie. Randall erklärte, dass ein Stück wie "Pension
Fritzl" keinesfalls negativ für die Psyche von Missbrauchsopfern sei,
es gehe viel mehr um die Art der Berichterstattung. In der Vergangenheit
trat Yasmin Randall mehrfach in Verbindung mit den Medien, um das Thema
Missbrauch stärker für die Öffentlichkeit zu thematisieren. "Diese
wollten aber immer gleich ein Foto des Opfers. Keiner war offen für mein
Anliegen, das Thema öffentlich zu besprechen", daher nahm Randall
mit Kramar Kontakt auf, sie sehen sich als Kämpfer für die "selbe
Sache".
Kryptisch
Mit Aussagen wie "das Stück schreiben sie, die
Journalisten mit", gibt sich Regisseur Kramar geheimnisvoll. Dass die
Medien eine große Rolle spielen würden bei dieser Produktion war Kramar von
Anfang an klar, wenngleich er "nicht mit dieser Welle an
Berichterstattungen" gerechnet habe. Das Theaterstück "Pension
Fritzl" trägt zu Recht den inoffiziellen Untertitel "Mediensatire";
Kramar plant während den Vorstellungen Artikel verschiedener Medien
vorzutragen. Sein Appell an die anwesenden Journalisten: sich dem Thema des
Missbrauchs nicht zu verschließen und aufzudecken, dass unser Land kulturell
zu stark von der Politik reglementiert sei. Kramar bezeichnete die
Aussendung der FPÖ und ihre Intention das Stück verbieten zu lassen als "Schmutzkübelkampagne",
deren Ziel es sei, "seine Lebensgrundlage als Regisseur und
Theatermacher zu vernichten". Das sei demokratiepolitisch sehr
bedenklich.
Aufführung
Zur Premiere am 23.2. haben sich bereits
zahlreiche Medien aus dem In- und Ausland angesagt. Für die weiteren
Vorstellungen am 25. - 28. Februar seien eventuell "noch Restkarten
verfügbar". Ob der ausgewiesene Ideengeber, der ominöse Herrmann
Fritzl" bei der Premiere anwesend sein wird, ist noch unklar. "Er
wird kommen", so Kramar, "außer, er wird krank."
Die Eckdaten des Stücks, wie sie von Seiten des Theaters ausgeschrieben wurden
„PENSION FRITZL”
Im Keller unterm Teppich:
Knapp vor dem Fritzl-Prozess startet die Keller-Soap "Pension
Fritzl". |
Foto: (c) Thomas Reisinger