Opern-Kritik

Jubel für die Königin der Koloraturen

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Edita Gruberová triumphiert als Donizettis Anna Bolena an Staatsoper.

Edita Gruberová ist ein gegen alle Naturgesetze verstoßendes Phänomen. Seit 47 Jahren ist die slowakische Primadonna assoluta die unangefochtene Königin der Koloraturen; wenn sie singt, werden auch Belcanto-Leichtgewichte zum Ereignis.

Nobel. Am Freitag debütierte die Jahrhundertsängerin in Donizettis Belcanto-Schnulze Anna Bolena im Haus am Ring. In Éric Génovèses unsäglicher Kostümschinken-Regie war sie unter der unkoordinierten Leitung von Evelino Pidò, der vor allem mit den Chordamen im Tempo-Dauer-Clinch lag, eine noble, unglückliche englische Königin, die von ihrem königlichen Gemahl, dem Frauenschlächter Heinrich VIII., enthauptet wird.

Zweifellos. Edita Gruberová glaubt man jede Regung und jeden Ton. Das Werk legitimiert sich durch seine Interpretin. Ihr Singen – leise, zerbrechlich, in Zartheit verstummend, aber auch laut, scharf, fokussiert, auftrumpfend – duldet keine Zweifel. Höhepunkt der Aufführung war naturgemäß Annas 20-minütige Final-Arie vor ihrer Hinrichtung, in der die Diva mit halsbrecherischen Koloraturen, strahlenden Spitzentönen und gehauchten Pianissimi das Publikum in ihren Bann zog. ­Jubel für die Primadonna.

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