Humorige Ausstellung

Jüdisches Museum zeigt: "Alle meschugge?"

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Schwerpunkt: Wien und Berlin als Kabarett-Metropolen der Vorkriegszeit.

Humor ist ein wesentlicher Bestandteil des jüdischen Lebens - und ab Mittwoch (20. März) auch des Jüdischen Museums in Wien. In der Ausstellung "Alle meschugge? Jüdischer Witz und Humor" wird die gesamte Bandbreite der Tradition des Lachens dokumentiert. Sie reicht von frühen Geschichten aus Osteuropa über die Hochblüte der jüdischen Unterhaltungskultur in den 1920er- und 1930er-Jahren bis nach Hollywood. Auch auf einen der Superstars der literarischen Satire, den israelischen Autor Ephraim Kishon, wird nicht vergessen. Sein Sohn Rafi ist zur Präsentation der Schau eigens nach Wien gekommen.

Judentum für Humor bekannt
"Das Judentum ist eine freudvolle Religion", versicherte die Direktorin des Jüdischen Museums, Danielle Spera. Humor und Lachen seien in der jüdischen Tradition fest verankert. Was aber auch mit der oft leidvollen Geschichte zu tun habe: "Im Humor der Unterdrückten spiegelt sich viel Selbstironie wieder." Auch die Abwehr des Antisemitismus sei eine wichtige Funktion des jüdischen Humors, wie heute betont wurde.  Einer der Schwerpunkte der Ausstellung widmet sich der Zwischenkriegszeit, konkret jenen Städten, in denen Kabarett, Revue und Komik eine Hochblüte erlebten: "Wien und Berlin waren die beiden Humor-Metropolen", berichtete Kurator Alfred Stalzer, der gemeinsam mit Marcus G. Patka die Schau gestaltet hat. Unvergessen sind die Namen der Protagonisten: Karl Farkas, Fritz Grünbaum, Hermann Leopoldi, Friedrich Hollaender, Kurt Tucholsky oder Ernst Lubitsch. Sie waren die Größen einer Ära, die durch den NS-Terror gewaltsam beendet wurde. Wobei in der Schau auch darauf hingewiesen wird, dass es sogar in Konzentrationslagern Kabarett gab - etwa in Theresienstadt.

Unterschiede zwischen Wien und Berlin
Anders als Berlin konnte Wien nach dem Krieg wieder an die Tradition anknüpfen. Für den Neubeginn sorgten neben Karl Farkas unter anderem Georg Kreisler, Gerhard Bronner und Hugo Wiener. Schwieriger hatten es oft Künstler, die im Exil versuchten, an alte Erfolge anzuknüpfen. Sie scheiterten oft, nicht zuletzt an sprachlichen Barrieren. Eine gewichtige Rolle spielt in der Ausstellung auch der jüdischen Humor in den USA - etwa das Unterhaltungskino von Billy Wilder, Mel Brooks, den Marx Brothers oder Woody Allen. Doch auch der neuen Generation ist ein Abschnitt gewidmet - unter anderem dem britischen Komiker Sacha Baron Cohen oder dem Filmemacher Daniel Levy.

Szene in Israel
Eine eigene Szene entwickelte sich auch in Israel. Die größten Erfolge konnte dabei der Schriftsteller Ephraim Kishon feiern. Allerdings war der 2005 verstorbene Autor ("Der Blaumilchkanal", "Arche Noah, Touristenklasse") ein durchaus ernster Mensch, wie sein ältester Sohn Rafi, der zum ersten Mal nach Wien gekommen ist, heute verriet. Sein Vater habe Humor wie eine Wissenschaft betrieben: "Persönlich war er eher ein Pessimist." Dass seine Werke voll Witz und Satire seien, zeige die Kraft des jüdischen Humors. Rafi Kishons Mutter war übrigens die erste Frau des Autors - eine gebürtige Wienerin, die in der Nähe von Tel Aviv lebt. Auch die dritte "beste Ehefrau von allen" kam aus der Alpenrepublik. "66,6 Prozent seiner Frauen waren aus Österreich", rechnete der Sohn vor. Dies zeige, dass sein Vater das Land sehr geschätzt habe. "Alle meschugge?" zeigt Filmausschnitte, Tondokumente und zahlreiche Objekte aus den Nachlässen jüdischer Humoristen. Auch Requisiten, Kostüme und Programmhefte sind zu sehen. Mindestens so umfangreich: Zur Ausstellung ist ein 424 Seiten starker Katalog mit rund 700 Abbildungen erschienen. Zudem gibt es ein reiches Begleitprogramm mit Lesungen, musikalischen Abenden oder Filmvorführungen, die in Kooperation mit dem Filmarchiv Austria durchgeführt werden.

Info
Alle Informationen zur Ausstellungen finden Sie unter www.jmw.at.

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