Menschen inspirieren

Katie Melua: "Erfolgreiche Alben nicht immer gut"

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Die Britische Erfolgssängerin Katie Melua "will Musik machen, die Menschen inspiriert und auch eine Herausforderung ist"

Katie Melua hat vieles geschafft, von dem angehende Popstars nur träumen - und auch so einiges, was niemand planen kann: Neben zahlreichen Platinauszeichnungen wurde sogar eine Tulpenart nach der britischen Popsängerin benannt wurde. Doch sie will "noch vieles erreichen", sagte Melua ("The Closest Thing To Crazy", "Nine Million Bicycles") im Gespräch mit der APA. "Es ist wunderbar, gute Verkäufe und eine eigene Tulpe zu haben. Aber damit messe ich nicht meinen Erfolg. Ich will Musik machen, die Menschen inspiriert und auch eine Herausforderung ist. Und ich fühle, dass ich das noch nicht vollbracht habe."

Neues Album bereits "vergoldet"
Mit "Pictures" (Dramatico/edel) hat sich Melua vor rund einem Monat zurückgemeldet - und bereits wieder Gold-Status erreicht. Dennoch gehört es nicht zu ihrer Morgenroutine, gleich in die Charts zu schauen: "Da würde ich verrückt werden", sagte Melua lachend. "Es ist toll zu sehen, dass das Album erfolgreich ist." Für sie sei Erfolg jedoch etwas anderes: "Erfolgreiche Alben sind nicht notwendigerweise immer gute Alben", betont Melua. Sie hasse das Künstlerklischee, dass das "letzte veröffentlichte Album als das beste angepriesen" werden muss.

Album mit Konzept
Ihr dritter Longplayer "Pictures" sei "das erste Album mit einem Konzept", das die aus Georgien stammende britische Popsängerin aufgenommen hat: Die Songs auf "Pictures" seien inspiriert von Filmen insbesondere des US-Regisseurs Quentin Tarantino. Dass dessen oft blutrünstigen Filme nicht eben das sind, woran man bei Meluas wegen ihrer bedingungslosen Sanftheit auch kritisierten Songs als erstes denkt, bestätigt auch die Sängerin lachend. Es sei ihr um die Musik gegangen, die der Regisseur verwende.

Die andere Seite der Katie Melua
Melua denkt wenige Wochen nach dem Erscheinen von "Pictures" schon an den weiteren Verlauf ihrer Karriere: Denn die mit dem Tarantino-Thema einher gehende "dunklere Stimmung" des Albums komme ihr sehr entgegen. Ihr Kuschelmusik-Image "zeigt nur einen Teil meiner Persönlichkeit", wie Melua betont, und sei "weit, weit weg von der ganzen Wahrheit" über die Sängerin. "Ich verstehe, woher die Menschen diesen Eindruck bekommen. Aber das ist nicht alles, was ich und meine Musik ausmacht. Ich will schrittweise meine anderen Seiten einbringen, ohne mein Publikum zu verschrecken." Kann man also mit großen Überraschungen rechnen? "Vielleicht. Aber ich will das nicht auf unnatürliche Weise machen, nur um mein Image zu ändern. Ich will es für die Musik tun."

"Regeln gebrochen"
So hat sie schon auf "Pictures" ein "paar Regeln gebrochen", und u.a. einen Reggae- und einen "Spaghetti-Western"-Song aufgenommen. Ein weiterer Schritt auf diesem Weg zur neuen Melua war, die kreative Zusammenarbeit mit Mentor und Manager Mike Batt (der u. a. die Titelmelodie zu "Wetten, dass...?" geschrieben hat) zu beenden. "Er ist immer noch mein Manager. Aber wir haben immer gewusst, dass ich meine eigene Identität finden muss und auf eigenen Beinen stehen." Empfindet sie dies als eine Emanzipation? "Vielleicht, aber das bedeutet meistens, dass man etwas hinter sich lassen will. Das ist es nicht wirklich: Ich bin sehr stolz darauf, was wir gemeinsam gemacht haben."

Für Überraschungen gut
Was man denn also von der "neuen Melua" erwarten kann? "Einige Elemente der Überraschung. Immer noch Sensibilität und, ich hoffe, gute Texte und Melodien", so Melua. Wie sie sich künftig anhören wird, kann die zierliche Sängerin nicht sagen: "Ein Album ist immer eine Momentaufnahme deines Lebens. Das ist schwer planbar. Wenn ich in ein, zwei Jahren einen lebensverändernden Moment erlebe, dann wird meine Musik ganz anders klingen."

Zumindest einen derartigen Moment hat sie bereits hinter sich: Die Emigration als Kind von Georgien nach Großbritannien. Wirkt das noch nach? "Sicher. Vor allem die kulturellen Unterschiede. Es gibt so viele Dinge, die in mir aufeinanderstoßen, etwa unterschiedliche Einstellungen in den beiden Ländern. Ich muss in jeder Situation, in jeder Diskussion meinen Platz suchen."

"Ein bisschen britisch ist positiv!"
Die oft negative Stimmung gegenüber Immigranten heute sieht Melua daher mit gemischten Gefühlen. "Es sollte keiner das Sozialsystem nur ausnützen. Aber wenn man in ein Land geht, um dort zu arbeiten und ein Leben zu schaffen, ein bisschen britisch zu werden, ist das doch positiv!" Sie hänge einer "dummen Idee" an: Es "wäre doch schön, wenn es keine Grenzen gebe, zwar lokale Kultur und Bräuche, aber keine Staaten." Hofft sie, dass Georgien mal Teil dieses grenzenlosen EU-Raumes werden könnte? "Das wäre brillant! Ich weiß, dass er dort große Hoffnungen in diese Richtung gibt. Selbst die Teilnahme am Song-Contest ist für die Georgier deshalb schon eine große Sache."

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