Interview

Kein Comeback für ABBA

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ÖSTERREICH erfuhr es von den ABBA-Stars bereits vor ihrem offiziellen Statement. Benny und Björn: „Wir wollen kein Comeback!“

Fast 29 Jahre nach dem letzten ABBA-Konzert (19. November 1979) feierte jetzt die Filmkomödie Mamma Mia! mit einem Soundtrack voller ABBA-Hits (basierend auf dem gleichnamigen Erfolgsmusical) im Londoner Odeon-Kino Weltpremiere. Die männlichen ABBA-Hälften Benny Andersson und Björn Ulvaeus riefen zur Gala in London. Und alle kamen: Die Hauptdarsteller Meryl Streep, Pierce Brosnan und Colin Firth, Produzent Tom Hanks sowie überraschenderweise auch ­ Frida Reuß, besser bekannt als Anna-Frid Lyngstad, das zweite A von ABBA. Nur Agnetha Fältskog, die sich 2005 aus dem Musikbizz zurückzog, fehlte. Mamma Mia!, ab 18. Juli in Österreichs Kinos zu sehen, erzählt die Geschichte einer lebenslustigen Ex-Hippie-Dame (Streep), die mit ihrer Tochter als Aussteigerin auf einer griechischen Insel lebt.

Dort gewährten die ABBA-Stars Benny Andersson und Björn Ulvaeus ÖSTERREICH eines ihrer äußerst seltenen Interviews.

ÖSTERREICH: Wie erklären Sie sich den phänomenalen Erfolg von ABBA, der bis heute anhält?

Benny Andersson: Das wüsste ich selbst gern. Es mag ganz banal daran liegen, dass wir über eine lange Zeit sehr konsequent gearbeitet haben. Wir hatten vielleicht 15 oder 16 herausragende Songs in diesen Jahren. Möglicherweise hat unser Erfolg etwas mit den Girls der Band zu tun, vielleicht aber auch damit, dass wir aus Schweden stammen und nicht aus England oder Amerika. Dadurch könnte eine andere Art von Emotionen in unsere Songs eingeflossen sein.

ÖSTERREICH: Denken Sie nie an ein Comeback?

Andersson: Nein. Schauen wir uns doch all die Bands an, die sich jetzt für Tourneen wiedervereinigt haben: Ist auch nur eine von ihnen besser geworden als in der Zeit, als die Musiker jung waren? Hat das irgendjemand irgendwas gebracht – außer Geld? Künstlerisch hat keine einzige dieser Bands etwas Nennenswertes erreicht. (Lacht) Wenn uns die Leute so, wie wir heute aussehen, auf der Bühne sehen würden – dann würden sie bedauern, dass sie gekommen sind.

ÖSTERREICH: Vermissen Sie nicht das Gefühl, auf der Bühne zu stehen?

Björn Ulvaeus: Für Musiker, die improvisieren, sind Tourneen gut. Unsere Musik musste auf der Bühne aber weitgehend inszeniert werden. Wir wiederholten dort das, was wir bereits auf Schallplatte eingespielt hatten. Und das ist nicht so leicht. andersson: Wir haben schon damals versucht, Tourneen zu vermeiden. Wir sind sehr diszipliniert, wir benötigen einen ruhigen Raum, wo wir sitzen und Tag für Tag arbeiten können. Es braucht viel Zeit, gute Songs zu schreiben. Bedenken Sie: ABBA waren zehn Jahre aktiv, und in dieser Zeit haben wir acht Alben mit vielleicht 85 Songs herausgebracht. Das heißt: neun Songs pro Jahr – aber wir haben jeden Tag gearbeitet.

ÖSTERREICH: Wie lange musste das Team von Mamma Mia! Überzeugungsarbeit leisten, bis Sie die Rechte Ihrer Songs freigaben?

Andersson: Oh, wir haben die Rechte nicht hergegeben. Es sind unsere Songs und wir sind selbst als Produzenten von Mamma Mia! involviert. Bis es so weit war, vergingen aber Jahre. Judy Craymer, die Produzentin, wollte schon in den Achtziger Jahren etwas mit unserer Musik machen, irgend­etwas zwischen TV-Show und Pantomime, doch das überzeugte uns nicht. ULVAEUS: Das änderte sich erst, als vor zehn Jahren die Autorin Catherine Johnson hinzukam, mit der Idee, um unsere Songs herum ein richtiges Musical zu entwickeln. Ihre ersten Entwürfe waren aber sehr weit von dem entfernt, was man heute sieht. Es gab einen Polizisten, der zugleich ein Schurke war, und diverse andere Ideen. Sie schrieb sechs oder sieben Entwürfe, bis sie zur endgültigen Story kam. Aber sie sagte von Anfang an, dieses Musical könnte von Frauen aus verschiedenen Generationen handeln. Daraus entstand dann die Mutter-Tochter-Geschichte. Ich fand das wunderbar.

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