Mega-Tour

Kravitz über Obama, Sarkozy und Musik

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Im Mittelpunkt der Tournee steht sein vor 20 Jahren erschienenes Debütalbum "Let Love Rule"

"Ich will damit nicht reich werden, sondern mein Vergnügen haben." Das sagte Lenny Kravitz über seine kommende Tournee, die den US-Rockstar am 12. Juni nach Innsbruck (Olympiahalle) und am 13. Juni nach Wien (Stadthalle) führt, am Montagabend vor Journalisten in Paris. Dort probt der bald 45-Jährige für seine Konzertreise in 55 Städte. Im Mittelpunkt der Auftritte steht sein vor 20 Jahren erschienenes Debütalbum "Let Love Rule", das zum Jubiläum als Sonderedition neu aufgelegt wird.
Bescheiden trotz Erfolg
Der vierfache Grammy-Gewinner kam im Luxuswagen, schritt über einen roten Teppich und gab sich dennoch sehr bescheiden: "Ich bin gesegnet und dankbar dafür, wo ich heute stehe", so der bestens gelaunte Kravitz auf die Frage, wie er sich nach 20 Karriere-Jahren so fühle. Und auf sein Erfolgsgeheimnis angesprochen: "Ich war immer ich selbst, bin keinem Trend gefolgt, sondern habe meine Musik gemacht. Ich werde auch weiterhin einfach ich selbst sein."
Über Obama
"Es ist wunderbar", kommentierte Lenny Kravitz bei einer Pressekonferenz am Montagabend in Paris den Umstand, die gleiche Hautfarbe wie Barack Obama zu haben. "Ich bin wie er halb schwarz und halb weiß. Es tut gut, einen Präsidenten zu haben, der beide Seiten versteht." Kravitz präsentierte in der französischen Metropole eine auch nach Österreich führende Jubiläumstour und eine CD-Sonderedition anlässlich des 20-jährigen Jubiläums seines Debüts "Let Love Rule".
Sarkozy hört Kravitz
Auch über das französische Staatsoberhaupt wurde bei dem Pressetermin geplaudert. Nicolas Sarkozy hatte dem Rocker nämlich einen Brief geschrieben. "Darin steht, dass er mein letztes Album mag", berichtete Kravitz, der auch gleich betonte, wie ernst es der Politiker meint: "Er nannte ganz spezielle Songs, er hat sich also wirklich damit auseinandergesetzt." Für Gelächter sorgte die Anmerkung des bald 55-Jährigen, er kenne Carla Bruni "von früher" - um dann mit entsprechenden Gesten jeden zweideutigen Verdacht von sich zu weisen.
Bodenständig
Die Karriere war ebenfalls ein Themenschwerpunkt. Hat sich Kravitz den langanhaltenden Erfolg vor 20 Jahren erträumen lassen? "Ich hatte damals keine Idee. Ich habe auch gar nicht darüber nachgedacht. Ich war sehr vorsorglich und habe von meinem ersten verdienten Geld ein Haus für die Familie auf den Bahamas gekauft. Ich wusste ja nicht, wie es weitergehen würde. Darum wollte ich erst einmal ein Dach über dem Kopf."
"Stehen an einer Kreuzung"
Das Grundthema von "Let Love Rule" habe auch 2009 seine Gültigkeit, erklärte Kravitz. "Wir stehen an einer Kreuzung: Liebe und Hoffnung oder Krieg und Zerstörung. Ich glaube, wenn wir uns für den falschen Weg entscheiden, dann könnte das diesmal wirklich fatal für die ganze Welt enden."
Verständnis für Fans
Kein hartes Vorgehen gegen Fan- und Musik-Videos im Internet wünschte sich der Star. "Ich bin prinzipiell dafür, dass Künstler für ihre Arbeit bezahlt werden sollten. Aber ich habe Verständnis, dass Fans, die oft auch kein Geld haben, ihre Videos ins Netz stellen bzw. Videos im Netz sehen wollen. Wie gesagt, ich bin eigentlich für eine entsprechende Entlohnung der Künstler. Aber ich führe ein gutes Leben, habe dreimal am Tag zu essen. Also..."
Ruhepunkte
Wird Lenny Kravitz der Trubel zu viel, dann sucht er das Weite: "Ich verschwinde gerne in die Berge oder in die Wälder, wo ich mich mit Leuten umgebe, die nicht wissen, wer ich bin. Oder zumindest nicht, was ich tue." Als Karriere-Höhepunkt beschrieb er Kooperationen mit seinen "Helden": "Zum Beispiel mit Mick Jagger im Studio zu singen. Mit Leuten zu arbeiten, die den Rock'n'Roll definiert haben. Heute gehe ich noch mit Bob Dylan essen."
"Musik aus dem Herzen machen"
Sein Leben habe sich natürlich in 20 Karriere-Jahren zwangsläufig verändert, betonte Kravitz. "Nicht aber meine Persönlichkeit. Das lasse ich nicht zu. Ich habe immer versucht, Musik aus dem Herzen zu machen. Als Musiker bin ich gewachsen. Und ich bin noch sehr hungrig. Das nächste Album wird krank."
Facettenreicher Musiker
Der Sänger, "Gitarrengott" und Multiinstrumentalist hat Einflüsse aus zwei Dekaden Rockmusik in seine Songs eingebunden und sich von der Musik großer Vorbilder (manchmal mehr als nur) inspirieren lassen. Beim Zusammenführen der Zutaten erwies sich der New Yorker oft als brillant. Was er nach der Pressekonferenz mit einem sechs Stücke umfassenden Live-Einblick in die Tourproben untermauerte: Zunächst machten ein energiereicher Kravitz und seine grandiose Band das ursprünglich nicht einmal drei Minuten lange "Freedom Train" zu einer wunderbaren, ausufernden Gitarren-Jam-Jimi-Hendrix-Session. Dann folgte mit "Let Love Rule" ein 60iger-Flower-Power-Ohrwurm, um dann Funk und Soul der Siebziger nachzuschießen.
Songs
"Dancin' Till Dawn" reicherte Kravitz mit Versatzstücken aus "Billy Jean" und "Another Brick In The Wall" an. Ein ebenso fein instrumentiertes (inklusive Hammond-Orgel und Bläser), extrem groovendes "Are You Gonna Go My Way", bei dem sich Lenny und sein zweiter Gitarrist mit den Instrumenten erneut "duellierten", beendete den musikalischen Schaulauf, der Appetit auf mehr machte. Mit "Mr. Cab Driver" hatte es zuvor noch einen dritten Track aus dem Debütalbum gegeben.
Auftritte sind Mischung aus alt und neu
"Diese Shows werden viele Lieder von 'Let Love Rule' enthalten, aber nicht in der Reihenfolge wie auf dem Album", kündigte Kravitz an. "In einer einzigen Stadt werden wir die komplette Platte spielen. Ich kann noch nicht sagen, wo. Es wird jedenfalls eine einmalige Sache." Jüngere Hits sollen ja auch Platz finden in dem Programm mit dem Titel "LLR 20(09)".

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