Festivalkritik

"Lovely Days": Neil Young als genialer Grenzgänger

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6.000 Fans erlebten am Sonntag in Wiesen das Rockkonzert des Jahres: Neil Young.

Nach geschlagenen zwei Stunden und drei Minuten, bei denen sich Altrocker Neil Young (62!) Sonntag Nacht beim Lovely Days Festival in Wiesen als zornig-brachial-genialer Jungbrunnen erwies, forderte er den verdienten Applaus der 6.000 Fans ein. Was jedoch dann, als einzige Zugabe, folgte, war schlichtweg außerirdisch: Der Beatles-Klassiker A Day In The Life als provokante Grunge-Oper, die gleichsam die Schöpfer Lennon/McCartney sowie sämtliche Musik-Revoluzzer von Vicious bis Cobain bestenfalls zu Lehrbuben degradierte. Dass Young zum Finale dieses Bombast-Epos noch sämtliche Gitarren-Saiten rissen, war logischer Schlusspunkt einer Konzert-Sensation.

Soundgewitter
Anders als bei seinem Wien-Konzert im Februar, das er in einen Akustik- und einen Elektro-Part unterteilte, setzte Young in Wiesen auf das volle Soundgewitter. Schon als Opener donnerte er dem Veteranen-Publikum eine rabiate 16-Minuten-Version von Love And Only Love entgegen. Im selbstverliebten Dauerfeedback und den Oberkörper in seltsamen Wippbewegungen herumschleudernd. Dann ein einziges Gitarren-Riff und ein Aufschrei der Begeisterung: Hey Hey, My My, einer der legendären Superhits, dargeboten als zorniges Rock-Inferno – und doch reduziert auf das Wesentlichste.

Musik in Bildern
Ein Frühstart-Furioso, das Young die folgenden 17 Songs bis zur Spitze trieb. Mal zornig-euphorisch (Cortez The Killer), dann wieder episch-melodramatisch (Everybody Knows This Is Nowhere). Daziwschen ein paar Takte an der Orgel (Oh, Lonesome Me), der Griff zur Akustik-Gitarre (Needle And The Damage Done, gewaltig!) und zum Schluss doch wieder ohrenbetäubend hymnisch: Rockin In A Free World. Diese Stimmungs-Schwankung wurden sogar bildlich umgesetzt. Als einzigen Showgag präsentierte ein Live-Maler zu jedem Song des Abends ein Gemälde.

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