Klosterneuburg

Lustigen Weiber von Windsor sind los

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Das Publikum nahm die Inszenierung sichtlich gewogen auf.

Wer beim Theaterfest NÖ qualitätvolles Musiktheater sucht, ist in Klosterneuburg stets bestens aufgehoben - sogar bei einer relativ unspektakulären Produktion wie Otto Nicolais komisch-fantastischer Oper "Die lustigen Weiber von Windsor", die am 6. Juli in einer Inszenierung von Andy Hallwaxx im barocken Kaiserhof des Augustiner-Chorherrenstifts zur Premiere gelangt ist.

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Prächtige Kulisse entführt Publikum
Wenn zur Ouvertüre die Turmfalken auffliegen und der Himmel über den mächtigen Stiftskuppeln allmählich ins Dunkel gleitet, ist das eine Kulisse, die ihresgleichen sucht. Die operklosterneuburg zählt nach wie vor zu den noblen Spielstätten im sommerlichen niederösterreichischen Veranstaltungsreigen. Da kann Intendant Michael Garschall auch von der Nationalratspräsidentin über die Innenministerin bis zum Vizepräsidenten des europäischen Parlaments prominente Opernfreunde begrüßen.

Gesangliche Leistung überzeugte  
Die sängerischen Leistungen sind mit wenigen Vorbehalten durchwegs gut. Ilker Arcayürek und Sarah Tuweleit ergeben ein auch stimmlich hübsches Paar. Die Herren - Christian Hübner als Falstaff, Viktor Rud als Herr Fluth, David Stevens als Herr Reich, Patrick Vogel als Junker Spärlich und Boris Grappe als Dr. Cajus - könnten darstellerisch ebenso eine Spur mehr Pep vertragen wie die sich dem intensiven Sektgenuss hingebenden Damen Talia Or und Dshamilja Kaiser. Sehr wacker hält sich einmal mehr die Sinfonietta Baden unter der Leitung von Christoph Campestrini. Witzig wird es ganz zum Schluss, wenn die Queen herself (Elisabeth Rainer) samt Hut und Handtasche aus ihrer Loge hervortritt und gemeinsam mit dem Ensemble huldvoll den Schlussbeifall entgegennimmt.

Drei Stunden kultureller Hochgenuss
Derart queerer Humor wäre den vorangegangenen drei Stunden ausgiebiger zu wünschen gewesen. Das Libretto nach Shakespeare zählt nicht zu den Geniestreichen der Opernliteratur. Im Versuch, diesem Dilemma beizukommen, zieht Hallwaxx eine zweite Spielebene ein, in der Komparsen als Bühnenmitarbeiter Probensituation simulieren. Wenn Sir Falstaff der Damenwelt mit dem abgedienten EAV-Spruch "Küss die Hand, schöne Frau" ins Haus fällt, deutet das allerdings auf Furchenadel hin. Das Bühnenbild (Hans Kudlich) will Elemente des Londoner Globe Theatre nachbilden, die kahlen Baumstämme im Zentrum lassen Waldsterben größeren Ausmaßes vermuten. Franz Blumauers farbenfrohe Kostüme scheinen dem Mantel- und Degenrepertoire entnommen, die weißen Elche im dritten Akt könnten einer Reindeer-Weihnachtsshow entliehen sein. Das Publikum nahm's sichtlich gewogen.

Info

Operklosterneuburg: Otto Nicolai, "Die lustigen Weiber von Windsor". Andy Hallwaxx (Regie), Hans Kudlich (Bühne) und Franz Blumauer (Kostüme). Mit Christian Hübner, Viktor Rud, David Steffens, Ilker Arcayürek, Patrick Vogel, Boris Grappe, Talia Or, Dshamilja Kaiser, Sarah Tuleweit. Vorstellungen bis 1. August. Tickets: Tel. 02243 / 444-424, www.operklosterneuburg.at.

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