Dies ist der Film, für den Birgit Minichmayr den Silbernen Bären gewann.
Reist ein Paar in den Urlaub, so warten außer neuen Eindrücken auch Tage voll konzentrierter Zweisamkeit. Und letztere muss, wie die Erfahrung lehrt, der Beziehung nicht unbedingt guttun. Gitti (Birgit Minichmayr) und Chris (Lars Eidinger) sind so ein Paar. Der Aufenthalt im Süden fördert bei den beiden nicht nur die Zärtlichkeit, sondern lässt auch Konflikte aufbrechen, die im Alltag verdeckt waren.
Kämpfe zweier Liebender
Maren Ade (Drehbuch/Regie) seziert
mit Ironie und Schärfe die Kämpfe zweier Liebender. Die famose Birgit
Minichmayr wurde bei der Berlinale zur besten Darstellerin gewählt.
"Alle
Anderen": D 2009. 119 Min. Von Maren Ade. Mit Birgit Minichmayr,
Lars Eidinger, Nicole Marischka.
Was es noch im Kino spielt lesen Sie hier
Lesen
Sie hier
mehr über Birgit Minichmayr, die 2010 die Buhlschaft
spielt
Im Interview spricht Minichmayr über Film und Theater, über „Alle Anderen“ und ihre künftige Rolle als Buhlschaft im Salzburger „Jedermann“, sowie über ihr Duett mit Campino auf dem neuen Album der Toten Hosen.
ÖSTERREICH
Für Ihre Rolle in „Alle Anderen“ wurden Sie
bei der Berlinale als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Wo steht Ihr
Silberner Bär jetzt?
BIRGIT MINICHMAYR
Auf dem Nachtkastl. Das ist ein sehr schöner
Preis, den man nicht so leicht ergattert. Und es freut mich besonders, dass
ich ihn für den Film „Alle Anderen“, der mir unglaublich am Herzen liegt,
bekommen habe.
Wie kamen Sie zu dieser Produktion?
Ganz klassisch, über ein
Casting. Danach rief mich Regisseurin Maren Ade an und fragte, Hast du Lust,
wir würden die Geschichte gern mit dir erzählen. Ich hatte sehr gehofft,
dass ich die Rolle kriege, denn das ist eine Frauenfigur, die man nicht alle
Tage bekommt, in dieser unglaublichen Bandbreite.
„Alle Anderen“ ist ein Beziehungsfilm. Was ist das Besondere an Ihrer
Figur?
Gitti fährt mit ihrem Partner auf Urlaub und dort schleicht
sich eine Krise ein, die eskaliert. In der Angst, dass ihre Beziehung den
Bach runtergeht, beginnt sie, sich zu ändern. Sie bemüht sich, fraulicher,
ruhiger und angepasster zu werden. Doch je weiter sie sich für ihren Freund
Chris verändert, desto mehr entfernt sie sich von sich selbst. Und das
klappt natürlich überhaupt nicht.
Haben Sie sich selbst in dieser Rolle gefunden?
Nein. Ich brauche
keine selbstreflektierten Ach-das-bin-ja-ich-Momente, um eine Rolle
anzunehmen. Meine Arbeit als Schauspielerin hat nichts mit meinen privaten
Befindlichkeiten zu tun. Aber natürlich erzählt der Film von Beziehungen und
Liebe, und dazu haben wir alle etwas zu sagen. Es gibt Momente, in denen ich
mich in dem Film wiedererkenne, aber das ist kein Antrieb, einen Film
zuzusagen.
Hilft der Silberne Bär beim Fortgang Ihrer Filmkarriere?
Ja:
In dem Sinn, dass man eine andere Aufmerksamkeit bekommt und anders in der
Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Es gibt auch schon neue Filmprojekte, aber
die sind noch nicht ausfinanziert, und deshalb rede ich auch nicht darüber.
Würde es Sie reizen, verstärkt internationale Filme zu drehen?
Natürlich.
Es kommt aber auf die Themen an: Hollywood ohne ein gutes Drehbuch ist
wenig interessant.
Ist Filmen spannender als die Arbeit am Theater?
Nein. Ich würde
den einen Bereich wegen dem anderen nicht verlassen. Oscar Werner sagte
einmal: „Mit dem Theater bin ich verheiratet, und der Film ist meine
Geliebte“. So halte ich es auch. Ich finde es schön, beides zu haben – einen
Ehemann und einen Geliebten…
2010 spielen Sie die Buhlschaft im Salzburger „Jedermann“.
Es
ist nicht so, dass man mich für die Rolle zwangsverpflichten musste. Man
trat an mich heran, ob ich mir das vorstellen könnte, und ich sagte ja.
Trotzdem war meine Zustimmung stark abhängig von der Besetzung des
Jedermanns und Nicholas Ofczarek war ein absoluter Wunschpartner fuer mich
Lesen Sie auf der nächten Seite weiter
Haben Sie den „Jedermann“ schon einmal gesehen?
Ja, einmal, in der Kombination mit Gert Voss und Sophie Rois. Das ist schon länger her, während der Schauspielschule und ich kann mich hauptsächlich an die Hitze erinnern. Meine Freundin Johanna und ich hatten Stehplätze. Ich habe damals aber nicht davon geträumt, selbst einmal im „Jedermann“ zu spielen. Solche Gedanken kamen eher von meinem Vater.
Ist „Jedermann“ ein Museumsstück oder ein Drama, das uns heute etwas zu
sagen hat?
(lacht) Wenn ich in einem Jahr mehr weiß, werden Sie es
als erster erfahren. Ich weiß noch gar nichts, und es werden noch so viele
Film- und Theaterprojekte vorher kommen, dass ich mich erst oberflächlich
mit der Materie auseinandergesetzt habe. Ich habe mich entschieden,
mitzumachen – alles andere folgt in einem Jahr. So groß ist die Rolle auch
nicht, dass ich mich ein Jahr darauf vorbereiten muss. Leute, wir haben noch
so viel Zeit bis dorthin.
Die Buhlschaft zu spielen, ist natürlich ein Karriere-Symbol in
Österreich.
Es ist eine Prestigerolle, aber ich möchte Ihnen
sagen: Müsste ich mich entscheiden zwischen Medea und Buhlschaft, würde ich
tausend Mal lieber die Medea spielen. Gott sei Dank habe ich die Medea schon
gespielt, also dachte ich mir, okay, nehm ich die Buhlschaft halt auch noch
mit. (lacht) Ich freue mich natürlich, dass ich die Buhlschaft spielen
kann.. Ich werde versuchen hinter ihr Geheimnis zu kommen. Aber
schauspielerische Herausforderungen warten natürlich in anderen Stücken, da
muss man schon den Schuster bei seinen Leisten lassen. Es ist eine große
Sache, und natürlich erwartet einen eine andere Öffentlichkeit als sonst.
Das war mir bewusst, als ich zusagte. Ich bin sehr gespannt.
Der Salzburger „Jedermann“ hat einen starken Star-Glamour.
Ja,
er hat aber auch etwas von Karneval. Ich habe meinen Berufsweg nicht
eingeschlagen, um ein Star zu werden, und ich weiß auch nicht genau, was ein
Star ist. Ein Star zu werden, kann man nicht planen – dazu wird man eher von
außen gemacht.
Im Radio sind Sie jetzt oft mit den toten Hosen und Ihrem Duett mit
Campino zu hören.
Das ist ein sehr schönes Lied geworden, mit
einem schönen Text. Es war eine große Ehre für mich, dieses Duett
aufzunehmen. Schließlich ist es das erste Duett der Bandgeschichte.
Obendrein hat mir Campino die Erfahrung ermöglicht, vor 16.000 Leuten zu
singen – das ist einfach ein geiles Gefühl. Das rockt. Dafür bin ich den
toten Hosen unendlich dankbar.
Wollen Sie jetzt auch Sängerin werden?
Ich strebe es nicht
an, aber ich sage niemals nie. Ich habe ja drei Jahre lang Operngesang
gemacht und wollte auch einmal kurz Opernsängerin werden. Allerdings kam
dann die pubertierende Punk-Phase mit Rauchen hinzu, und dann bekam ich
diese rauchigere, kaputtere Stimme. Die hat mir aber auch diese Markanz
verliehen.
Der Text von „Auflösen“, Ihrem Tote-Hosen-Song, deutet darauf hin, dass
die Sänger – Campino und Sie – eine enge Beziehung zueinander haben.
Also,
wir haben eine sehr tiefe Freundschaft, aber Sie wissen ja, dass ich über
mein Privatleben nicht plaudere. Campino ist jedenfalls ein meiner
wichtigsten und besten Freunde geworden.