Karl-Löbl-Kritik

Mit der Netrebko wird Oper sinnlich

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Anna Netrebko in ihrer Paraderolle als Lebedame Manon mit Roberto Alagna.

Wenn Sinnlichkeit, wie es das Lexikon etwas kompliziert definiert, als „erotische Ansprechbarkeit und Aktivität der zugeordneten Triebe“ bezeichnet wird, dann ist Anna Netrebko tatsächlich der beste Beweis dafür, wie überwältigend sinnlich Oper sein kann. Aufregender, erotischer, raffinierter und effektvoller dürfte heute wohl niemand die Titelrolle in Massenets Manon singen und spielen. Ihr Sopran hat eine Schönheit, die auf perfekter technischer Basis wirkt und klingt und in jeder Phrase den natürlichen (weiblichen) Ausdruck nicht suchen muss, sondern wie selbstverständlich findet. Ihr Spiel changiert rollengemäß zwischen Leichtfertigkeit und Leidenschaft.

Man kann sich nicht sattsehen und -hören
Dass die Netrebko an der Figur, an ihren Auftritten, an ihrer vokalen Wirkung auch Spaß hat, macht zusätzlichen Effekt. Das ist eine Sängerin, an der man sich nicht satthören, nicht sattsehen kann.

Das scheint auch ihr Partner Roberto Alagna empfunden zu haben. Er ließ sich von der Netrebko anstecken, wirkte in jeder Szene glaubhaft, stark im Ausdruck, echt in der Empfindung. Dank Markus Eiche als Lescaut war das ganze Trio der Hauptrollen bestens besetzt. Mit Claude Schnitzler am Dirigentenpult ein großer Opernabend, trotz der teilweise flachen Inszenierung. Aber daran haben wir uns schon gewöhnt. Großer Erfolg.

„Manon“, nächste und letzte Vorstellung am Fr., 21. Mai, 19.30 Uhr.

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