Löbl-Kritik

Ohne Flöte und ohne Zauber

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Mozarts "Zauberflöte" feierte im Theater an der Wien seine enttäuschende Premiere. Eine Kritik von Karl Löbl.

Diese "Zauberflöte" ereignet sich in einem leeren Zimmer mit drei riesigen Türen. Alle handelnden Personen (mit Ausnahme des Mohren) haben weißgeschminkte Gesichter, daher kein Mienenspiel. Papageno ist ein Clown, hat weder Glockenspiel noch Pfeife, aber wenn er von Mädchen schwärmt, zieht er aus seinem Hosenschlitz ein Vogerl. Auch Tamino muß auf seine Flöte verzichten, ihr Zauberton wird mit leeren Händen pantomimisch angedeutet. Feuer- und Wasserprobe finden hinter verschlossenen Türen statt. Die Tiere sind aus dem Schwimmbad oder Kinderzimmer, von dorther kommt auch der Spielzeug-Hubschrauber zur Ankunft der nächtlichen Königin.

Ohne Charisma
Die Inszenierung von Achim Freyer stammt aus dem Jahr 2002, aus Schwetzingen und Dresden, und wurde von ihm jetzt neu einstudiert. Sie hat weder Hintersinn noch Charme, ist weder märchenhaft noch volkstümlich. Sie ist ein breitgewalztes Nichts.

Seltsam
Jean-Christophe Spinosi dirigiert Mozart hyperaktiv und gefährdet manche Ensembles sowie die Balance zwischen Bühne und Orchester (Wiener Symphoniker). Seine Tempi sind zuweilen fragwürdig. Er wird schon zur Pause ausgebuht, am Schluß wieder, worauf er mit Bravorufen reagiert. Das ist immerhin eine wirkliche Novität. Auch Freyer wird nicht nur feundlich empfangen. Starker Befall jedoch völlig zu recht für die Sänger: Sen Guo (Oper Zürich) als Königin und Diana Damrau diesmal als Pamina, Shawn Mathey (Tamino), der tatsächlich clowneske Jonathan Lemalu (Papageno) und Georg Zeppenfeld (Sarastro) ergeben stimmlich eine erstklassige Besetzung.

"Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht": So kündet Sarastro am Ende der Oper. Im Theater an der Wien versinkt er dann, es bleibt finster und die Bühne leer, der Chor singt hinter den Kulissen. Tamino und Pamina sind unsichtbar. Weshalb sie vorher ihre Proben bestehen mußten, bleibt ebenso schleierhaft wie die ganze Inszenierung.

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