Opernkritik

Premiere: dAlberts "Tiefland" an der Wiener Volksoper

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Eine bessere Besetzung ist gar nicht möglich: "Tiefland"-Erfolg der Wiener Volksoper mit Heidi Brunner und Torsten Kerl in den Hauptpartien.

Eugen d’Alberts Edelreißer Tiefland, eine der wenigen veristischen Opern in deutscher Sprache, mischt dramatische Rezitative und ariose Nummern, Wagner’sche Leitmotive und eingängige Melodik.

Premiere
Es ist das einzige Erfolgsstück des gebürtigen Engländers, der 22 (!) Opern geschrieben hat. In Tiefland, uraufgeführt 1903, wird der Kontrast zwischen Naturidylle und dumpfer urbaner Arbeitswelt thematisiert. Die Volksoper hat dafür eine Idealbesetzung aufgeboten.

Mezzofarbe
Heidi Brunner hat den Übergang zum dramatischen Sopran geschafft, ohne die reizvolle Mezzo-Farbe ihrer Stimme opfern zu müssen. Sie macht die Verwandlung einer Frau vom missbrauchten Objekt, von geduldeter Demütigung zum stolzen, liebenden Subjekt jeden Moment glaubhaft. Torsten Kerl singt die strapaziöse Partie des Pedro ohne Ermüdung mit der passenden Mischung aus lyrischer Empfindsamkeit und heldischer Kraft. Auch entspricht er optisch genau dem Rollenbild eines ungestümen Naturburschen. Andrea Bogner glaubt man die kleine Nuri, die wirklich mädchenhaft wirken muss. Außerdem singt sie mit einer berührenden Herzlichkeit.

Imposante Statur
Wolfgang Koch ist stimmlich mit seinem prachtvollen, markanten Bariton und dank seiner imposanten Statur der beste Sebastiano, den ich je erlebt habe, und das waren gar nicht wenige. Denn das Märchen von der Wiederentdeckung des Stücks in jüngster Vergangenheit ist purer Unsinn: In der Volksoper gab’'s von Tiefland nach dem Krieg mehr als 200 Aufführungen in vier Inszenierungen. Die neue, eine Koproduktion mit der Oper Frankfurt, ist wirkungsvoll. Zwar sollte das Bühnenbild (Hermann Feuchter) mehr Berg- und Landatmosphäre haben, aber die Regie (Anselm Weber) ist solide, personen- und handlungsbezogen, handfest.

Klangqualität
Mit Sebastian Weigle am Pult lässt das Volksopernorchester Klangqualitäten und Nuancierungsfeinheiten hören, die man am Gürtel sonst allzu oft vermisst. Großer, verdienter Premierenerfolg.

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