Jugendverbot

"Rake's Progress": Stationen eines Wüstlings

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Martin Kusej lässt die Strawinsky-Oper 2008 spielen. Im Zeitalter von „Starmania“.

Der Höhepunkt des Opernjahres über die Bühne des Theaters an der Wien: Nikolaus Harnoncourt dirigiert seinen ersten Strawinsky dirigiert: In der Regie von Martin Kusej, mit dem er schon vier fulminante Musiktheaterproduktionen in Salzburg und Zürich herausgebracht hat, leitet er die Premiere von The Rake’s Progress. In seiner einzigen abendfüllenden Oper, deren Libretto von W. H. Auden auf William Hogarths Kupferstichserie vom Werdegang eines Wüstlings basiert, befasst sich der amerikanisch-französisch-russische Meister der Neuen Musik mit alten Formen und Klängen.

Jugendschutz
Kusejs 2008 in Wien spielende Inszenierung, in welcher der vom Teufel verführte junge Lebemann Tom Rakewell sich im Bordell von Mother Goose vergnügt, hat den Jugendschutz alarmiert, der Jugendlichen unter 18 den Besuch der Vorstellung verboten hat. Anscheinend findet man es besser, dass Kinder sich Pornos im Internet anschauen als eine Oper zu besuchen!

„Der große Verführer ist das Fernsehen“, sagt Kusej. „Es wird immer ein Fernseher mitlaufen. In Sendungen wie Starmania wird Jugendlichen Reichtum und Ruhm versprochen, aber natürlich geht keiner dieser Träume in Erfüllung.“

Genies
The Rake’s Progress ist Harnoncourts erste musiktheatralische Entdeckungsreise des 20. Jahrhunderts. „Ich habe als junger Cellist bei den Wiener Symphonikern unter Strawinsky gespielt“, erzählt er. „Er war freundlich, fast gütig und hatte eine gewaltige Aura. Er war ja ein Manderl, seine Beine und Arme waren wie Zündhölzeln, man hätte ihn am Genick aufheben können mit zwei Fingern, wie eine Marionette. Aber er war eine Riesen- Persönlichkeit und gehört zu den großen Genies.“

Foto (c): Theater an der Wien

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