Schlagabtausch im Netz

Romy-Streit um Böhmermann: Jetzt mischt auch Jury mit

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Nachdem 'Kurier'-Chefredakteurin gegen den Satiriker wetterte, muss die sich nun selbst Kritik gefallen lassen.

Jan Böhmermann sorgte wieder einmal für einen Eklat. Er wurde letzte Woche für seine Show "Lass dich überwachen" mit einer Akademie-Romy ausgezeichnet. Die Jury bestand aus ehemaligen Romy-Preisträgern, die unabhängig von der "Kurier"-Redaktion agierte. Da der deutsche Satiriker nicht selbst nach Wien kam, schickte er eine Videobotschaft und die war voller Zündstoff. "Sehr geehrte, dumme Hurenkinder", begann er seine Rede. Dann zog er unter anderem über Bundeskanzler Sebastian Kurz, sowie Innenminister Herbert Kickl her. "Ich freue mich, dass ich ab heute nicht nur sieben Jahre mehr Lebenserfahrung habe als der durchgeknallte österreichische Kinderkanzler, sondern auch exakt zwei Romys mehr habe als der schweigende Fascho-Helfer mit den großen Ohren." Und Kickl schimpfte er einen "unseriösen Heiopei".

Worte, die tagelang für viel Wirbel sorgten und schließlich gar dazu führten, dass die Chefredakteurin des "Kuriers", Martina Salomon, in ihrem Newsletter gegen den Satiriker und zweifachen Preisträger der Kurier-Romy wetterte. Sie schimpfte die Botschaft "dumm und primitiv" und ging sogar noch weiter. "Sollte das Satire sein, so war es eine grottenschlechte", schreibt sie. Sie respektiere die Jury-Entscheidung, allerdings habe sich Böhmermann mit seiner Danksagung disqualifiziert.

Jury-Mitglied ätzt gegen Salomon-Kritik

Damit schoss sie sich aber selbst ins Aus. Denn dies brachte unter anderem ein prominentes Jury-Mitglied in Stellung, das Salomon die Parole bot. Der österreichische Autor Klaus Oppitz schoss auf Facebook zurück und erzählt, dass er "mit Freude und Überzeugung" für Böhmermann gestimmt habe. "Und jetzt? Pranger? Brennendes Kreuz in meinem Vorgarten? Scheiterhaufen? Anzeige wegen staatszersetzendem Fernsehkonsums? Ja, Satire darf polarisieren, Leute vor den Kopf stoßen, dort hineinbohren, wo's wehtut. Ich meine sogar, dass das jeder mündige Bürger darf, ohne sich auf die Satire ausreden zu müssen", hält er in Richtung Salomon fest.

Reihe an Eklats bei Romy-Gala

Der Böhmermann-Eklat sollte nicht der einzige der diesjährigen ohnehin schon schwer unter Druck stehenden Verleihung bleiben. Auch ORF-Anchorman Armin Wolf löste mit seiner Rede heftige Reaktionen aus. Er warnte „vor einem Staatsfunk“ und beharrte auf einer Beibehaltung der ORF-Gebühren: „Bitte bezahlen Sie weiter, solange man Sie noch lässt. “

In Richtung ORF-General Alexander Wrabetz meinte Wolf: „Ich würde mir wünschen, dass wir weiterhin schmissige Dokumentationen und scharfe Satire nicht nur produzieren, sondern auch senden. Und das auch möglichst ohne Beep. Zu Tode gefürchtet ist auch tot.“

Wrabetz mit Seitenhieb auf Twitter

Der ORF übertrug die Rede live, zeigte Wrabetz dabei in Großaufnahme. Dies schien Wrabetz seinem ZiB-Anchor noch im Anschluss an die Gala übelzunehmen. Auf Twitter gratulierte er den ganzen ORF-Romy-Gewinnern namentlich. Armin Wolf ließ er dabei aber aus. Einige User fanden dies aber überzogen. Eine schrieb in Anlehnung an den Maschek-Eklat: "Wurde Armin Wolf weggepiept, Herr Wrabetz?"

 



 

 

FPÖ schimpft über Romy-Gala: "Linke Propaganda-Maschine"

Auch die FPÖ tobte nach der Gala. Dominik Nepp teilt via Facebook aus: „Selten hat mich eine Inszenierung wie die Romy-Gala so fassungslos und zornig gemacht.“ Armin Wolf schimpft der FPÖ-Politiker einen „selbst ernannten Polit-Inquisitor“. Über die Reden bei der Gala formuliert er: „Diese schon pathologische Ablehnung einer linken Kultur- und Medienschickeria gegen alles, was nicht ins eigene pseudomoralische Weltbild passt, überrascht ja nicht. Empörend ist, dass der ORF solch einseitige linke Propaganda in Informationssendungen offensichtlich fördert.“

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