Cannes

Viel Beifall für Haneke

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Ein kühler und zugleich eindringlicher Film: Michael Haneke zeigte "Das weiße Band" im Wettbewerb von Cannes.

Krassere Kino-Gegensätze sind kaum denkbar. Am Mittwoch verzückten Quentin Tarantino und Brad Pitt erst die Fans und dann das Publikum von Cannes mit der Weltkriegs-Groteske Inglourious Basterds. Am Donnerstag war es stiller, als der Wiener Regisseur Michael Haneke und Hauptdarsteller Ulrich Tukur den roten Teppich zum Festival-Palais emporstiegen. Das passt zum Film, der in kalten Schwarz-Weiß-Tönen gedreht ist. Haneke erzählt in "Das weiße Band" die Geschichte einer deutschen Dorfgemeinschaft, in der Verbrechen an Kindern den Frieden stören, der dann, durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs, bald komplett enden wird.

Analytisches Porträt
Der Film ist das analytische Porträt einer freudlosen Gesellschaft. „Böswilligkeit, Neid, Stumpfsinn und Brutalität“ sind, so legt es Haneke einer Filmfigur in den Mund, die vorherrschenden Emotionen. Es ist eine düstere Welt mit archaischen Regeln. Die Männer unterdrücken die Frauen. Die Kinder haben die Eltern mit „Herr Vater“ und „Frau Mutter“ anzureden. Auf kleinste Vergehen wird mit drakonischen Strafen reagiert.

Starker Beifall
Bald geraten die Heranwachsenden in Verdacht, die erlittenen Qualen an andere, kleinere Kinder weiterzugeben. Doch die Aufklärung der Kriminalfälle interessiert Haneke wenig. Er zeigt, wie Menschen in einer Welt ohne Liebe zu Monstren werden können. Starker Beifall.

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