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Welser-Möst: So lief sein Opern-Rücktritt

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Differenzen mit Staatsoperndirektor Meyer führten zum Crash.

Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein: Franz Welser-Möst (54) tritt als Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper zurück. Und: Er cancelt alle geplanten Dirigate – die Rigoletto- und Elektra-Premieren inklusive.

„Es gibt Differenzen über die künstlerische Ausrichtung des Hauses, die nicht von heute auf morgen entstanden sind“, begründet Welser-Möst seinen Rücktritt (siehe Kasten). Und Staatsoperndirektor Dominique Meyer, der nun für 34 (!) Vorstellungen neue Dirigenten suchen muss (siehe Interview), bedauert: „Das ist natürlich ein großer Verlust – und auch persönlich tut mir dieser Schritt sehr leid, denn ich schätze Welser-Möst als Künstler sehr.“

Noch am gestrigen Vormittag versuchte Kulturminister Josef Ostermayer, mit einem ­Telefonat zu vermitteln. Aber: „Welser-Mösts Entscheidung ist endgültig“, so der Kommentar gegenüber ÖSTERREICH.

Holding. Tatsächlich schwelten die Differenzen zwischen Welser-Möst und Meyer schon länger. Der neue Holding-Chef Günter Rhomberg bekennt: „Schon im Sommer war ich in Kenntnis der Notwendigkeit ­einer Lösungsfindung.“
Meyer und Welser-Möst waren 2007 von Kulturministerin Claudia Schmidt – gegen den Favoriten Neil Shicoff – als neues Staatsopern-Tandem designiert worden. Eine „Liebesheirat“ wurde das, wie alle ahnten, nicht.

Welser-Möst: "Es war eine sehr schmerzliche Entscheidung"

WELSER-MÖST ÜBER SEINEN RÜCKTRITT: „Es gibt Differenzen über die künstlerische Ausrichtung des Hauses, die nicht von heute auf morgen entstanden sind. Dominique Meyer ist als Direktor die Nummer eins. Er ist ein sehr netter Mensch und hat in künstlerischen Dingen andere Meinungen. Das steht ihm auch zu. Aber dann muss ich die Konsequenzen ziehen.“

ÜBER DIE DIFFERENZEN MIT MEYER: „Da geht es um Sänger und Dirigenten, da geht es um den ganzen Bereich, der die künstlerische Ausrichtung des Hauses ausmacht.“

ÜBER DIE ABSAGE SEINER STAATSOPERN-DIRIGATE: „Ich muss Abstand gewinnen. Das kann ich aber nicht, wenn ich im Haus bin. Glauben Sie mir: Das ist eine für mich sehr schmerzliche Entscheidung. Gerade nach diesem besonders glücklichen Rosenkavalier in Salzburg fällt es mir nicht leicht, auf die weitere Zusammenarbeit mit diesem Orchester (Anm.: Wiener Philharmoniker) zu verzichten.“

Direktor Meyer zu ÖSTERREICH: "Brauche für 34 (!) Abende Ersatz …"

ÖSTERREICH: Wie lange wussten Sie von Welser-Mösts Rücktrittswunsch?
Dominique Meyer: Franz ist gestern mit dem Brief gekommen … Natürlich hatten wir Differenzen. Und als Direktor hat man immer Angst, dass so etwas geschieht. Aber ich hoffte, dass er zumindest noch weiter dirigieren wird!

ÖSTERREICH: Wie geht es jetzt weiter?
Meyer: Zuerst war ich traurig … Jetzt muss ich alle Gedanken darauf verwenden, wie ich für die zwei Premieren und 34 (!) Vorstellungen, die Franz hätte leiten sollen, neue Dirigenten finde.

 

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