Wiener Festwochen 2013

Bondy freut sich auf "eleganten Abschied"

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40 Produktionen aus 40 Ländern von 10. Mai bis 16. Juni in Wien.

 Mit einem kurzen "Adieu" verabschiedet sich Luc Bondy, der am 25. April das Programm seiner letzten Saison als Intendant der Wiener Festwochen vorstellte, vom Wiener Publikum. "Wir wollen ja nicht sentimental sein, man macht ja kein Finale, es geht ja weiter", so Bondy, der sich vor allem auf die Zeit freut, die nun kommt. Konkret: Jene Wochen zwischen dem 10. Mai und dem 16. Juni, in denen das Festival, das ab kommendem Jahr von Markus Hinterhäuser geleitet wird, mit 40 Produktionen aus 40 Ländern "einen eleganten Abschiedsgruß" an die Stadt schickt.

Musikdirektor verabschiedet sich unsentimental

  Weitgehend unsentimental präsentierte dann auch der scheidende Musikdirektor Stephane Lissner sein letztes Programm, das unter anderem vom dritten und letzten Teil des Verdi-Zyklus' gekrönt wird. Regisseur Philipp Stölzl, der "Il Trovatore" ab dem 26. Mai auf die Bühne des Theaters an der Wien bringen wird, würdigte den Stoff als "Extremtheater, das man herausdestillieren kann" genauso wie die "Zirkus-Knatter-Musik" des "Trovatore". Er freue sich besonders, im Theater an der Wien zu arbeiten, einem Ort, "an dem man den Sängern in die Augen und in die Seele schauen kann".

Eines der Highlights "Written on Skin"  
Als weiteres Highlight versprach Lissner George Benjamins in einem beeindruckenden Bühnenbild situierte und in Aix en Provence gefeierte Oper "Written on Skin" unter der musikalischen Leitung von Kent Nagano. Ambitionen, Michael Hanekes "Cosi fan tutte" zu den Festwochen einzuladen, habe er nicht gehabt, so Lissner zur APA; das von Theater an der Wien-Intendant Roland Geyer angedeutete Interesse, die Madrider Produktion 2014 zu den Festwochen zu holen, kommentierte er aufgrund seines Scheidens ebenso nicht wie Fragen zu seinen möglichen Nachfolgern an der Mailänder Scala.

Große Freude auf "Into the City"
"Into the City"-Leiter und Neo-Chef des Volkstheater-Hundsturms Wolfgang Schlag freute sich über die "sehr direkte Verschmelzung zwischen 'Into the City' und dem Musiktheaterprogramm". Im Kern seines Programms mit dem Titel "Music and Politics" gehe es "um das kreative Widerstandspotenzial gegen politische Ungerechtigkeiten" mithilfe von Musik und Kunst. Als "wichtiges Thema" zieht sich der "Arabische Frühling" durch das Programm, das unter anderem Rap und zeitgenössische Protestkultur aus Syrien, eine Queer-Performance aus Malaysia oder die "Allah Made Me Funny"-Tour des US-Comedian Azhar Usman umfasst.  Ihr "sehr hybrides" Programm stellte Schauspieldirektorin Stefanie Carp (die 2014 von der Belgierin Frie Leysen abgelöst wird) vor. Mit dem Ausstellungs- und Performance-Parcours "Unruhe der Form. Entwürfe des politischen Subjekts" wolle man den "sehr riskanten Weg des Theaters hinein in die Ausstellungsräume gehen", während es die Bildende Kunst in den vergangenen Jahren bereits in Theaterräume hineingetrieben hätte. Diese "Format-Transformationen" würden sich auch mit der "Unsicherheit auseinandersetzen, wie man mit der Gegenwart umgehen soll".

Bondy bringt "Tartuffe"  
Ebenfalls politisch sieht Luc Bondy seinen "Tartuffe" (Premiere am 24. Mai): "Das wurde schon 120 Milliarden mal gespielt, aber es ist immer noch ein irres Stück", so der Intendant. Es gehe um die Lüge, "die in der Politik mittlerweile selbstverständlich geworden ist", so Bondy in Anspielung auf den Schwarzgeld-Skandal um den französischen Ex-Budgetminister Jerome Cahuzac, der ihn bei der Erarbeitung des Stücks inspiriert habe. Politisch im historischen Sinne wird es hingegen gleich bei zwei weiteren Produktionen: Während Miroslav Krlezas "In Agonie" in der Inszenierung von Martin Kusej sich dem Zagreb am Vorabend des ersten Weltkriegs widmet, arbeitet Christoph Marthaler in seinem Musik-Theaterprojekt "Letzte Tage. Ein Vorabend" im historischen Sitzungssaal des Parlaments mit "Musik, die nicht verloren gegangen ist, aber deren Komponisten im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden", so Stefanie Carp in Bezug auf Komponisten wie Erich Wolfgang Korngold, Erwin Schulhoff oder Rudolf Karel, deren Werke u.a. erklingen werden. Besonders am Herzen liegt der Schauspieldirektorin Johan Simons Inszenierung von Lot Vekemans "Gift. Eine Ehegeschichte", nachdem Simons geplante Bearbeitung von Houellebecqs "Karte und Gebiet" mit dem Schauspieler Jeroen Willems nach dessen plötzlichem Tod abgesagt wurde.

Vorverkauf startet in Kürze
Festwochen-Geschäftsführer Wolfgang Wais verwies auf die Möglichkeit, demnächst wieder Karten kaufen zu können, die derzeit als "online nicht mehr buchbar" aufscheinen, da für den Vorverkauf an den Kassen ein eigenes Kontingent geöffnet wird. Alle Karten, die bis 27. April (13 Uhr) nicht direkt an den Kassen gekauft werden, stehen danach auch den Webshop-Kunden zur Verfügung. Frei ist der Eintritt übrigens wie stets bei der Eröffnung am Rathausplatz am 10. Mai (21.20 Uhr): Der Abend mit dem Titel "Wien, Wien, nur du allein?" wird von Nicholas Ofczarek moderiert und versammelt Stars wie Angelika Kirschlager, Ernst Molden oder Willi Resetarits & Stubnblues.  Luc Bondy, der "Verabschiedungen genauso wie die Sonntagsworte im Fernsehen" grauenvoll findet, schloss mit den Worten: "Unser Ende und unser Dankeschön werden die Produktionen sein! Danke und auf Wiedersehen."

Info
Wiener Festwochen von 10. Mai bis 16. Juni. Infos und Tickets zu gegebener Zeit  unter www.festwochen.at.

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