Tournee

Yusuf/Cat Stevens: Fulminanter Auftakt

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Der 62-jährige begann in Stockholm seine erste Europatournee in 35 Jahren.

Er schnauft während der Ansagen zwischen den Songs nur ein kleines bisschen hinter seinem weißen Weihnachtsmannbart. Ansonsten ist dem 62-Jährigen, der als Cat Stevens einen Fixplatz im Olymp der Pop-Geschichte hat, sein Fast-Pensionsalter nicht im Geringsten anzumerken. Am Samstag, 7.5., eröffnete Yusuf, wie der geborene Brite sich in Verkürzung seines muslimischen Namens als Künstler heute nennt, in Stockholm seine erste Europa-Tournee seit Ende der 1970er Jahre. Damals trat er zum Islam über und hängte seine Musikerkarriere für längere Zeit an den Nagel.

Starker Liederabend
Allein mit einer akustischen Gitarre kommt er auf die Bühne und macht schon mit den ersten Songs, darunter dem Opener "Lilywhite" von seinem Durchbruch "Mona Bone Jakon" (1970), den rund 8.000 Konzertbesuchern sofort klar, was der Abend bringt. Kein langweilig hingenudeltes Greatest-Hits-Menü eines alternden Showstars. Vielmehr einen erbaulichen, zeitweise rührenden bis mitreißenden, mit selbstironischem Humor jugendlich moderierten Liederabend von jemandem, der nichts mehr beweisen muss und doch noch etwas zu sagen und singen hat.

Evergreens
Vor allem zu singen hat Yusuf eine Menge. In seinem Repertoire finden sich etliche unwiderstehliche Evergreens wie "Morning Has Broken", "Wild World" oder "Father And Son". Die meisten davon konnte und wollte Cat Stevens - als solcher ist er wohl in den Köpfen und Herzen seines Publikums verewigt - bei seinem europäischen Tour-Comeback nicht auslassen.

Tourneeband
Dass die Songs auch klangen wie seinerzeit frisch von der Plattenpresse, dafür sorgte seine blendend disponierte Tourneeband, der glasklare Sound im früher als Eishockeystadion wegen seiner muffigen Akustik berüchtigten Stockholmer Hovet und vor allem seine Stimme. Diese hat sich nicht nur ihr charakteristisches Timbre bewahrt. In den tiefen Lagen klingt sie gereift und wohliger als zu Cat Stevens' kommerziellem Zenit in den 1970er Jahren.

Neue Lieder
Die zweiteilige Setlist besteht zu einem Viertel aus einer Art Exposé seines 2008 privat uraufgeführten Musicals "Moonshadow", das vermutlich als nächstes Projekt Yusufs vor ein größeres Publikum gebracht werden soll. Neben den erwähnten Evergreens, die strategisch klug gegen Ende des Konzerts platziert wurden, präsentiert Yusuf auch einige Songs aus seiner jetzigen Schaffensperiode, die das Zeug zu Klassikern haben. Darunter fallen das eingängige "Boots and Sand" und das kämpferische "My People". In ersterem setzt sich Yusuf mit jenem Zwischenfall auseinander, als ihm wegen angeblichem Terrorverdachts 2004 die Einreise in die USA verweigert wurde. Um seine Botschaft auch vollständig herüber zu bekommen, verlässt er die Bühne und lässt die Band den Song zu einem auf der Großleinwand gezeigten, bissig-humorvollen George-Bush-Schmähvideo intonieren.

Peace Train
In dem brandaktuellen "My People" geht es um die Unterstützung der Demokratiebewegung in der arabischen Welt. Während es ihm und seiner Band trotz blendender Konzertstimmung mit diesem, als Zugabe gespielten Song nicht so recht gelingen will, das im doppelten Wortsinn vorwiegend gesetztere Publikum aus der Bestuhlung zu reißen, schaffte er es mit dem letzten Song des Abends. Der "Peace Train" mit ihm als Lokomotive machte den 8.000 dann doch Beine und entfachte bei seiner Quasi-Heimkehr - Yusuf ist Sohn einer schwedischen Mutter - einen abschließenden Begeisterungssturm.

Am 31.5. bei uns

Einer der weiteren bleibenden Momente dieses Konzerts war wohl auch jener, als mitten in einer Zwischenansage sein eingestecktes Handy rumorte und er es kopfschüttelnd mit dem Kommentar "My wife will kill me for that" (Meine Frau wird mich dafür umbringen) hervorzog und ausschaltete. Vielleicht war es auch nur einer seiner vielen kleinen, verschmitzten Gags. Herausfinden kann man das unter anderem in der Wiener Stadthalle, wo Yusuf alias Cat Stevens am 31. Mai Station macht. Es ist sein erstes Österreichkonzert in 35 Jahren.

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