Interview

Proll: "Nicht alle Männer sind Schweine"

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Nina Proll im TV-Talk mit oe24.TV über ihren Film und die Sexismus-Debatte.

oe24.TV: In deinem neuen Film („Anna Fucking Molnar“) betrügt jeder jeden irgendwo. Wie ist das in der Schauspiel-Branche? Ist das so?

Nina Proll: Das gab es ja immer schon: Jemand liebt jemanden, der wieder jemand anderen liebt. Ich glaube, das ist etwas zutiefst Menschliches, dass Liebe unerwidert bleibt. Oder das Liebe stattfindet, wo sie überhaupt nicht hinpasst. Zum Beispiel am ­Arbeitsplatz oder in Abhängigkeitsverhältnissen. Genau da passiert sie eben oft. Und dann muss man einen Weg finden, damit umzugehen. Schauspieler sind dem mehr ausgesetzt, weil: An einem Set kommt man sich einfach körperlich näher als in einem Büro. Es rennt halt der Schmäh. Ich denke oft: Wenn man hören würde, wie Schauspieler am Set untereinander reden, da könnte man gleich zu einer Gleichbehandlungsstelle gehen (lacht).

oe24.TV: Wie ist es eigentlich mit der Besetzungscouch. Ist das so? Muss man durch viele Betten, um hochzukommen?

Proll: Das kannst du ja nicht ernst nehmen. Ich kann nur sagen: Ich habe das nie erlebt! Es gibt vielleicht in ­Österreich Produzenten, die versuchen, Schauspielerinnen ins Bett zu kriegen. Das kann durchaus sein. Aber ich habe es nie erlebt.

oe24.TV: Ich habe es umgekehrt auch immer wieder erlebt, dass sich Frauen da bewusst in Szene setzen.

Proll: Das gibt es. Auch ich bin schon auf Schößen von Produzenten gesessen. Von solchen, die ich gerne mag, und wo ich mich jederzeit auf den Schoß setzen würde. Aber das würde ich niemals als ­Sexismus bezeichnen. Das ist eine Körperlichkeit, die wir Schauspieler haben. Habe ich meine Rolle in den Vorstadtweibern nur bekommen, weil ich so und so aussehe? Mag sein. Dafür habe ich aber auch ganz viele andere Rollen nicht bekommen. Mit Ungerechtigkeiten im Showbusiness muss ja jeder Schauspieler leben.

Nina Proll
© ÖSTERREICH/ Singer

oe24.TV: Aber du hast es nie erlebt?

Proll: Ich war schon mit vielen Intendanten essen, aber ich habe nie gedacht: Wenn ich Nein sage, bekomme ich die Rolle nicht.

oe24.TV: Du hast als schöne, ­attraktive Frau nie ein Angebot bekommen? Das kann ich mir jetzt aber auch nicht vorstellen.

Proll: In der Form selten. Wenn sich mir jemand in ­sexueller Weise genähert hat, war es nie mit einer beruflichen Konsequenz verbunden.

oe24.TV: Einige unterstellen dir Kalkül, weil in zwei ­Wochen dein neuer Film in die Kinos kommt. War es beabsichtigt, sich gerade jetzt zu dem Thema zu äußern?

Proll: Vielleicht habe ich hellseherische Fähigkeiten gehabt, als ich vor sechs Jahren mit den Arbeiten zu dem Film angefangen habe. Aber ehrlich: Ich bin nicht verantwortlich für Harvey Weinstein oder Kevin Spacey. Ich wollte in aller Ruhe PR machen für meinen Film. Dass jetzt dieser Skandal genau zu diesem Zeitpunkt publik wird... Ich habe das Gefühl, ich muss dann auch ehrlich dazu Stellung beziehen. Ich wollte auch meine Branche in Schutz nehmen. Nicht alle Schauspielerinnen sind Prostituierte. Da wehre ich mich einfach.

oe24.TV: Du hast kritisiert, dass sich viele Frauen der #metoo-Kampagne angeschlossen haben, ohne wirklich Opfer gewesen zu sein.

Proll: Ich maße mir da kein Urteil an. Ich kann nur ­sagen: Mit dem, was ich erlebt habe, kann ich nicht „metoo“ posten. Was ich kritisiere, ist das Männer-Bashing. Diese Annahme: Eigentlich ist jeder Mann ein Schwein. Ich sehe Männer nicht so und ich will auch in keiner Gesellschaft leben, wo eine solche Stimmung verbreitet wird. 

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