Romanzen-Königin tot (†94)

Rosamunde Pilcher starb nach Schlaganfall

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Trauer um Romanzen-Königin. 

Der "Guardian" berichtet vom Tod der Schriftstellerin Rosamunde Pilcher. Ihr Sohn Robin Pilcher bestätigte den Bericht gegenüber dem britischen Nachrichtenmedium: "Sie war bis vor Weihnachten in bester Verfassung, litt im neuen Jahr an Bronchitis, erwartete aber immer, dass sie wie vorher zurückprallte. Am Sonntagabend erlitt sie jedoch einen Schlaganfall und erlangte nie wieder das Bewusstsein.

Ihr Sohn beschreibt Rosamunde als "wundervolle, alternativ-denkende Mutter", die gerne als "Bohemian" gesehen worden sei. Sie habe durch ihr Schreiben und ihre Freundschaft viele Leben berührt und beeinflusst. 

Pilcher sorgte mit Büchern wie "Wintersonne", "Der Brombeertag" und "Wechselspiel der Liebe" in ihrer Heimat Cornwall für einen wahren Tourismusboom. Ausgelöst wurde dieser primär durch die in Südengland angesiedelten deutschsprachigen Verfilmungen ihrer Romane.
 

Meisterin der Schicksalsschläge

Junge trifft Mädchen. Es gibt Schwierigkeiten. Und am Ende kriegen sie sich. Dieses Strickmuster ist ebenso schlicht wie erfolgreich - und kaum jemand beherrschte es wie Rosamunde Pilcher. Dutzende Male hat die Britin diese Geschichte immer wieder neu erzählt. Nun starb die Meisterin der Schicksalsschläge und des vorhersehbaren Happy End im Alter von 94 Jahren.
 
Die Autorin, die am 22. September 1924 in Lelant (Cornwall) geboren wurde und in Schottland lebte, verkaufte Millionen Bücher, obwohl sie das Feuilleton nie vom Hocker riss. In keinem anderen Land war Pilcher so bekannt wie in Deutschland. Zu verdanken hatte sie das wohl dem ZDF, das mit mehr als 100 auf Pilcher-Geschichten basierenden, herzerwärmenden 90-Minuten-Filmen eines der erfolgreichsten Formate des deutschen Fernsehen geschaffen hat.
 
Anders als bei anderen Todesfällen müssen die deutschsprachigen TV-Sender nach Pilchers Tod eigentlich gar nicht ihr Programm ändern. Allein im Februar stehen bereits jetzt ein gutes Dutzend Verfilmungen von Pilchers Romanen und Kurzgeschichten allein auf den Programmen von ORF, ZDF und SRF. Der ORF zeigt derzeit wöchentlich einen Pilcher-Film.
 

Durchbruch mit "Muschelsucher"

Den Durchbruch feierte Pilcher mit "Die Muschelsucher", ihrem bereits 14. Roman. Die Familiensaga von 1987 veröffentlichte sie dabei bereits im Pensionsalter. Mit dem Schreiben begonnen hatte sie als 15-Jährige, mit 18 die erste Kurzgeschichte veröffentlicht.
 
Nach dem Schulabschluss meldete sich das Mädchen 1942 zum Kriegsdienst und arbeitete kurze Zeit im britischen Außenministerium, dann in Indien. Zurück in der Heimat lernte sie Graham Pilcher kennen. 1946 heiratete das Paar und zog ins schottische Dundee, wo Grahams Familie ein Textilunternehmen hatte.
 
Rosamunde Pilcher bekam vier Kinder. Ihre Kurzgeschichten entstanden am Küchentisch und erschienen in Frauenzeitschriften. Über ihre Arbeit habe die seit 2009 verwitwete Mutter zu Hause nie gesprochen, erinnerte sich die älteste Tochter, Fiona Wynn-Williams. "Wir waren oft picknicken in den Bergen und am Strand", erzählte sie einmal der Nachrichtenagentur dpa.
 
Pilcher habe ihre Kinder ermutigt, immer das zu tun, was sie wollten - zum Schreiben habe sie sie nie überreden wollen. Einer tut es trotzdem: Robin Pilcher (64) ist selbst Schriftsteller. Der Erfolg bescherte Pilchers Familie ein Millionenvermögen und machte ihre eher strukturschwache Heimat Cornwall zum begehrten Reiseziel - vor allem für Deutsche. Fast die Hälfte der ausländischen Touristen dort kommt aus der Bundesrepublik. In den vergangenen 20 Jahren hat die Zahl der deutschen Besucher sich verdoppelt, rund 130.000 kommen pro Jahr über den Ärmelkanal. "Wir haben diese Popularität zum großen Teil Rosamunde Pilcher zu verdanken", sagte Julia Hughes von der Tourismusplattform "Visit Cornwall".
 
Auch das ZDF hatte daran einen Anteil. Kamerafahrten über breite Strände und raue Klippen, Weinberge und herausgeputzte Herrenhäuser machten äußerst erfolgreich Werbung für die Region. Pilcher-Touren führen zu den Schauplätzen der zwar manchmal von Dramen gebeutelten, aber letztlich heilen Welt, die sie in ihren Geschichten entwarf: voller großherziger Menschen, die reiten und Sport- oder Geländewagen fahren, und dafür frei von Sex und Gewalt. Den wenigen Bösewichten ist ihre Hinterhältigkeit schon von Weitem anzusehen. Pilcher bot eine Pause vom echten Leben und seinen Überforderungen - egal, was Literatur- und Filmkritiker davon halten.
 

ORF ändert nach Tod von Rosamunde Pilcher Programm

Nach dem Tod der britischen Bestsellerautorin Rosamunde Pilcher hat der ORF am Donnerstag Programmänderungen angekündigt und wird unter anderem zwei Filme erstmals auf seinen Sendern zeigen. An diesem Samstag wird um 9.05 Uhr die erste ORF/ZDF-Koproduktion "Rosamunde Pilcher – Stürmische Begegnung" aus dem Jahr 1993 zu sehen sein, wurde am Abend in einer Aussendung mitgeteilt.
 
Am Sonntag steht um 14.35 Uhr "Karussell des Lebens" mit Christiane Hörbiger und Barbara Wussow auf dem Programm und um 20.15 Uhr ist die neueste Verfilmung "Rosamunde Pilcher – Die Braut meines Bruders" zu sehen. Für die geplant gewesene Ausstrahlung von "Spuren des Bösen – Wut" werde ein neuer Sendeplatz bekanntgegeben. Am Sonntag, dem 17. Februar, zeigt ORF 2 um 14.35 Uhr "Der Mann meiner Träume" und um 20.15 Uhr die ORF-Premiere "Rosamunde Pilcher – Erdbeeren im Frühling".
 
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