Spielfilm 'Han Jia' überzeugte Jury, Publikum und Fachbesucher.
Der Goldene Leopard, der Hauptpreis des Wettbewerbs "Concorso Internazionale" beim 63. Internationalen Filmfestival von Locarno, geht nach China. Der Spielfilm "Han Jia" (Winterferien) des Regisseurs Ll Hongqi überzeugte die Jury unter Vorsitz des aus Singapur stammenden Regisseurs Eric Khoo. Der Film, der am Samstagabend, 14.8. ausgezeichnet wurde, war auch einer der Favoriten des Publikums und der Fachbesucher. Er erhielt zudem den Preis der internationalen Kritikervereinigung Fipresci.
Chinesische Realität
"Han Jia" reflektiert anhand von
Erlebnissen und Gesprächen einiger Halbwüchsiger in ihrer Freizeit und in
der Schule auf subtile Weise die Realität im heutigen China zwischen
Anpassung und Aufbruch. Die Auszeichnung ist auch für das Festival selbst,
das sich als Unterstützer von Talenten versteht, ein Erfolg: Im Vorjahr
gewann das Drehbuch den Förderpreis der Festivalsektion "Open Doors".
Überraschend
Die übrigen Auszeichnungen sind für viele der
Zuschauer und der Kritiker hingegen recht überraschend. Den "Spezialpreis
der Jury für den zweitbesten Film" gewann die
französisch-rumänisch-ungarische Produktion "Morgen" von Regisseur Maria
Crisan. Auch dies ist ein sehr leiser Film. Er schildert das triste Leben in
der rumänisch-ungarischen Grenzregion.
Als bester Regisseur wurde der Kanadier Denis Cote (französische Schreibweise: Côté) für "Curling" geehrt. Er erzählt eine subtile Vater-Tochter-Geschichte. Die Auszeichnung als beste Schauspielerin erhielt Jasna Duricic für ihre warmherzige Interpretation einer aufopferungsvollen Mutter in der deutsch-serbisch-schwedischen Gemeinschaftsproduktion "Belli beli svet" (White White World) des Serben Oleg Novkovic. Als bester Darsteller wurde Emmanuel Bilodeau, der Interpret des Vaters in "Curling", gekürt.
Publikumspreis
Der Publikumspreis des Festivals für einen
außerhalb des Wettbewerbs unter freiem Himmel gezeigten Film ging zu Teilen
an deutsche Produzenten: Gewonnen hat die israelisch-deutsch-französische
Produktion "The Human Resources Manager". Der Film entfaltet anhand einer
absurden Geschichte um den Personalchef einer Bäckerei in Jerusalem eine
bildgewaltige Ballade über den Kampf von Tradition und Moderne in der
israelischen und postsowjetischen Gegenwart.
Auch Österreich war bei dem Festival vertreten: "Periferic" (früherer Titel: "Outskirts") des rumänischen Regisseurs Bogdan George Apetri ging aber leer aus, und der Zombiefilm "Rammbock" des Wiener Regisseurs Marvin Kren lief außerhalb des Wettbewerbs. Das Festival von Locarno wurde in diesem Jahr erstmals von dem Franzosen Olivier Père als künstlerischem Direktor verantwortet.