Werner Schneyder (†82)

Der stille Tod der Kabarett-Legende

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Kabarettist, politischer Kopf, Box-Referee – Werner Schneyder war ein Universalgenie.

Wien. „Wenn die letzte Stunde schlägt, setze ich mich an den Tisch, mache eine Flasche Rotwein auf und lasse mich überraschen“, sagte Werner Schneyder einmal auf die Frage, ob er an ein Leben nach dem Tode glaube.

Jetzt weiß der große Kabarettist die Antwort. Am Samstagnachmittag ist Werner Schneyder in seiner Wiener Wohnung gestorben.

Schneyder war ein Allround-Genie: als fast immer treffsicherer Kabarettist mit scharfen Pointen, als Festspielleiter, Autor, als politischer Kritiker oder – was nicht alle wissen – als Boxkommentator und Ringrichter. Als „Universaldilettant“ sah er sich. Er beherrschte auch das ernste Fach. Im Buch Krebs: Eine Nacherzählung arbeitete er den Krebstod seiner geliebten Frau Ilse auf – eine bewegende und erschütternde Liebeserklärung.

Obwohl er seine ersten großen Erfolge in Deutschland feierte – seine Doppelconférencen mit dem Kabarettkollegen Dieter Hildebrandt sind deutsche TV-Geschichte –, war er Österreicher durch und durch. Als Sohn eines Wiener Vaters und einer Karlsbader Mutter wurde er in Graz geboren, wuchs in Klagenfurt auf und lebte die meiste Zeit in Wien.

Dem Land wird der Unbequeme fehlen. Schneyder selbst bezeichnete sich als „in einigen Punkten erzkonservativ, in anderen tiefgrün, flächendeckend liberal und sozialpolitisch sehr links“. Im Präsidentschaftswahlkampf Van der Bellen gegen Hofer bezog er klar Position. Nach dem Sieg Van der Bellens sagte er zufrieden: „Es lohnt sich, seine Meinung zu sagen und manchmal auch zu brüllen.“

In einer Frage konnte er auch mit Beifall von rechten Parteien rechnen. Dem Islam gegenüber war er skeptisch. Bei einem Auftritt vor einem Jahr sagte er: „Es hat der Islam nichts mit dem Islamismus zu tun – angeblich. Es hat ja auch das Christentum nichts mit den Kreuzzügen zu tun …“

Bis zuletzt war Werner Schneyder aktiv und blieb ein aufmerksamer Beobachter der österreichischen Wirklichkeit.

Freund Sigi Bergmann: "Er hat sich vor nichts gefürchtet"

Sein Freund Sigi Bergmann erinnert sich an ihn.

Erinnerungen. Kennengelernt habe ich Werner Schneyder, als wir einen Boxkampf kommentierten – er für ZDF, ich für ORF. Was wir aber in unserer Freizeit taten, war, gemeinsam in die Oper zu gehen und darüber zu streiten, wer der bessere Tenor ist. Wir waren sehr gut befreundet, auch wenn er mich oft „gerollt“ hat. Die Nachricht von seinem Tod hat mich sehr, sehr getroffen. Zu meinem 70er hat er eine Laudatio gehalten, die mir die Tränen in die Augen trieb, weil ich ja von seinem kritischen Naturell wusste. Er war ein sehr gescheiter, scharf denkender Komödiant. Hat sich nie vor einem scharfen Kommentar gescheut, hätte nie aus Höflichkeit gelogen. Er war nicht immer sehr angenehm, wenn ihm politisch etwas nicht gefallen hat. Er hat sich vor nichts gefürchtet. Ein großer Österreicher, der viel zu früh abberufen wurde.

Sigi Bergmann (81) ist Boxexperte und ehemaliger Moderator.

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