Stockholm-Verleihung

Sensation: Nobelpreis für Peter Handke

Teilen

„Ist das wahr?“ Peter Handke (76) erhält Literatur-Nobelpreis – mit 831.000 Euro dotiert.

Ehre. Es ist eine Sensation: Der Literatur-Nobelpreis 2019 geht an den österreichischen Schriftsteller Peter Handke. Seit Jahren galt der 76-jährige gebürtige Kärntner als geheimer Favorit. Die Schwedische Akademie begründet die Auszeichnung, die mit 831.000 Euro dotiert ist, gestern wie folgt: „Die besondere Kunst von Peter Handke ist die außergewöhnliche Aufmerksamkeit zu Landschaften und der materiellen Präsenz der Welt, die Kino und Malerei zu zwei seiner größten Quellen der Inspiration werden ließen.“ Handke habe sich damit „als einer der einflussreichsten Autoren Europas nach dem Zweiten Weltkrieg etabliert.“
 
Skandal. Heuer werden erstmals in der Geschichte zwei Literatur-Nobelpreise verliehen – da er im Vorjahr nach einem MeToo-Skandal um den Ehemann von Akademie-Mitglied Katarina Frostenson (sie ist heuer nicht mehr Mitglied) ausfiel. 18 Frauen hatten Frostensons Ehemann der sexuellen Belästigung beschuldigt. Daher galten auch weibliche Autoren in diesem Jahr als Favoritinnen – für 2018 wird nun die polnische Schriftstellerin Olga Tokar­czuk ausgezeichnet.
 

Handke reagierte sprachlos, fragte: "Ist das wahr?"

 
Verleihung. Peter Handke ist der erste deutschsprachige Preisträger seit Herta Müller 2009. Mit Elfriede Jelinek wurde zuletzt 2004 eine österreichische Autorin mit dem Nobelpreis geehrt. Die Schriftstellerin freut sich auch für Handke.
 
Handke war laut dem Vorsitzenden des Nobelkomitees der Akademie Anders Olsson beim Anruf der Juroren zu Hause. „Er war sehr, sehr gerührt. Erst hat er kaum ein Wort herausbekommen.“ Dann habe Handke auf Deutsch gefragt: „Ist das wahr?“
 

Kärntner, Rebell – und Auslands-Österreicher

 
Erfolge & Skandal. Handkes Karriere begann 1966 – mit Die Hornissen und dann 1969 mit Publikumsbeschimpfung sorgte er für Furore. Viel Kritik erntete Handke für seine proserbische Haltung zur Zeit des Jugoslawien-Krieges, die er in seinem Reisebericht Gerechtigkeit für Serbien (1996) öffentlich machte. Auch, als er 2006 am Begräbnis des ehemaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic eine Rede hielt: „Die Frage der Schuld ist oft falsch“, verteidigte sich Handke (der selbst slowenische Wurzeln hat) damals.
 
Die Verleihung findet am 10. Dezember in Stockholm statt – Handke soll sein Kommen bereits zugesagt haben.
 

Preisträgerin Jelinek jubelt: "Es war höchste Zeit!"

Kopie von jelinek

Letztes Jahr hat Elfriede Jelinek die Auszeichnung bekommen.

© oe24
 
Reaktion. Die österreichische Literatur-Nobelpreisträgerin 2004 Elfriede Jelinek freut sich über Handkes Auszeichnung: „Großartig! Er wäre auf jeden Fall schon vor mir dran gewesen“, schreibt sie der APA. Für Jelinek war es „höchste Zeit!“. Sie freue sich, dass der Preis an jemanden gehe, „auf den sie in Österreich endlich stolz sein werden“. Auch Präsident Alexander Van der Bellen gratulierte: „Was für ein geglückter Tag.“
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.