Opernball-Mutter

Trauer um Lotte Tobisch: Der stille Tod der Grande Dame

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Die einstige Opernball-Mutter verstarb Samstagfrüh im Künstlerheim in Baden.

Traurig. Sie war eine der ganz großen Persönlich­keiten Österreichs. Gestern früh fiel für Schauspielerin und Autorin Lotte Tobisch im 94. Lebensjahr der letzte Vorhang. Sie verließ die große Bühne des Lebens für immer. „So wie sie es wollte – als Dame und ohne großes Theater“, trauert TV-Moderator Alfons Haider um seine „Herzensfreundin“. „Ich habe sie vor fünf Tagen noch besucht“, so Haider.
 
Tobisch starb nach langer Krankheit, wie die Organisation „Künstler helfen Künstlern“, deren Präsidentin Tobisch war, gestern mitteilte. In dem von ihr betriebenen Alterswohnheim in Baden schloss die Grande Dame gestern für immer die Augen.
 

In den letzten Monaten zog sich Tobisch zurück

 
Tausendsassa. Ihre Karriere startete sie bereits in frühen Jahren am Wiener Burgtheater und stand von da an auf den größten Bühnen des Landes. 1955 stand sie im Antikriegsfilm Der letzte Akt erstmals vor der Kamera und wirkte danach in mehreren Produktionen mit.
 
Ihren größten Erfolg aber feierte Lotte Tobisch an der Wiener Staatsoper. 16 Jahre lang prägte sie als Organisatorin den Wiener Opernball. „Man muss es ernsthaft machen, es muss klappen, es muss in Ordnung sein. Aber ernst nehmen dürfen S’ das nicht“, sagte Tobisch über den Ball. ­Außerdem schrieb Tobisch mehrere Bücher. Ihr letztes, Auf den Punkt gebracht, erschien im März dieses Jahres. Auch politisch war sie bis zuletzt engagiert. Dazu gab sie eines ihrer letzten TV-Interviews auf oe24.TV. „Mich interessiert vor allem unser Land. Dann kommt lang nichts und dann kommen die Parteien und die Politiker“, so Tobisch zu oe24.TV. Ihre Unterstützung sprach sie damals den Neos aus – insbesondere ­Beate Meinl-Reisinger.
 
Bodenständig. In den letzten Monaten zog sich Tobisch aus der Öffentlichkeit immer mehr zurück. „Pläne machen? Da wär ich ja ein Trottel! Mit 93 Jahren denkt man: ‚Was mach ich heute oder morgen?‘ Bei übermorgen heißt es nur: ‚Schau ma mal.‘ Wenn man viel mehr Pläne macht, erreicht man nur, dass der liebe Gott zu lachen anfängt.“
 

Österreichs Society trauert um eine der letzten Grandes Dames

 
Alfons Haider: Lotte war meine Herzensfreundin. Ich habe viel von ihr gelernt und sie war eine wunderbare Dame, die die Dummheit der Menschen nicht ausgehalten hat. Sie ist auch als Dame von uns gegangen, so wie sie es wollte.
 
Richard Lugner: Ich habe Frau Tobisch äußerst geschätzt und geliebt. Sie hat immer nett von mir gesprochen und den „Lugner“ als Bereicherung für den Opernball gesehen. Ihr Tod tut mir irrsinnig leid. Ich werde sie vermissen.
 
Gery Keszler: Österreich hält den Atem an und trauert um seine große Dame. Danke, liebe Lotte Tobisch, für all die Hilfe für so viele Menschen, danke für die lustigsten Stunden am Life Ball, danke für Geist, Haltung und Werte.
 
Alexander van der Bellen: Mit dem Tod von Lotte Tobisch ist Österreich um eine Institution ärmer ­geworden. Als legendäre ­Organisatorin des Wiener Opernballs war sie weithin bewundert und geachtet.
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