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91 Prozent durch Rauch belastet

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Umfrage in Wiener Lokalen. Extrem hohe Konzentration von Feinstaub.

91 Prozent von in Wiener Gaststätten befragten 1.590 Konsumenten fühlen sich durch Zigarettenrauch in irgendeiner Form belastet. Bei den Nichtrauchern sind es fast hundert Prozent, bei den Rauchern mehr als 80 Prozent. Das ist eines der Hauptergebnisse einer umfangreichen Befragung im Rahmen einer Diplomarbeit am Institut für Umwelthygiene der MedUni Wien, die im ersten Halbjahr 2010 ablief. Die Mehrheit der Befragten sprach sich für ein generelles Rauchverbot in Lokalen aus, so die Wissenschafter bei einer Pressekonferenz in Wien.

Umfrage
"Wir haben 1.590 Personen in 81 Wiener Lokalen befragt. Es waren zu 52 Prozent Frauen, zu 48 Prozent Männer. Nichtraucher waren 52 Prozent, Gelegenheitsraucher zehn Prozent und Raucher 38 Prozent", sagte Maria-Anna Gasser, Autorin einer Diplomarbeit für die MedUni Wien, in deren Rahmen sie die Umfrage durchführte. Die Befragung erfolgte anhand eines Fragebogens, der vom Institut für Medizinische Psychologie in Graz erstellt wurde.

Belästigt
Interessant: Ob Raucher oder Nichtraucher, der "Smoke" in Lokalen - beim Essen und als "Begleitmusik" in Form von später stinkender Kleidung - ist offenbar "out". Maria-Anna Gasser: "Mehr als 90 Prozent der Befragten fühlen durch Rauch in irgendeiner Form belästigt. Bei den Nichtrauchern sind es fast hundert Prozent, bei den Rauchern auch über 80 Prozent."

Generelles Rauchverbot
Weiteres Ergebnis unter den Probanden, die einen höheren Anteil an Tabakkonsumenten hatten als die Allgemeinbevölkerung in Österreich, so die Studienautorin: "Insgesamt spricht sich derzeit die Mehrheit der Befragten für ein generelles Rauchverbot (in Lokalen, Anm.) aus, und zwar 70 Prozent der Nichtraucher, 47 Prozent der Gelegenheitsraucher und 25 Prozent der Raucher." 58 Prozent der Befragten waren mit den derzeit in Österreich geltenden Regelungen unzufrieden.

Feinstaub
Extreme Feinstaubbelastungen in Lokalen, wo geraucht wird, haben Luftmessungen in Wien ergeben. Manfred Neuberger, Leiter der Abteilung für Präventivmedizin am Institut für Umwelthygiene der MedUni Wien: "Der Grenzwert für die Feinstaubbelastung in der Umgebungsluft liegt bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. In einem mittel belasteten Raucherlokal haben Sie Belastungen von 600 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft." Am reinsten ist die Luft in dieser Beziehung in kompletten Nichtraucherlokalen, so eine Untersuchung des Instituts in Wien in 112 Gastronomiebetrieben. Abgetrennte Raucherzonen belasten auch die Luft in den Nichtraucherarealen.

Gerald Maurer, Chef der Universitätsklinik für Kardiologie an der MedUni Wien am AKH: "Die Einführung eines generellen Rauchverbots reduziert die Herzinfarktrate drastisch, innerhalb des ersten Jahres um zehn bis 20 Prozent. (...) Anscheinend reagieren bei uns die Politiker nicht so sehr auf Fakten als auf Lobbyismus. Österreich ist eine 'Insel der seligen Raucher'." Dies könne auch an der Qualität der Politiker liegen.

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