12. September 2007 13:22
© Salvatore Ferragamo
Claudia Schiffer über ihre Model-Karriere
Das Top-Model der 80er-Jahre, Claudia Schiffer (37), feiert nach vierjähriger Babypause ein sensationelles Comeback. Schon länger ist sie das Gesicht von L’Oréal, aktuell ziert sie die Kampagne von Salvatore Ferragamo. Kürzlich arbeitete sie wieder mit ihrem Mentor Karl Lagerfeld für Dom Pérignon und Chanel zusammen. In einem Interview mit dem Lifestylemagazin fifetonine der deutschen Wirtschaftswoche zog die deutsche Beauty Bilanz über ihre Karriere.
Wie kam es zu dem Revival mit Karl Lagerfeld und Ihnen?
Claudia
Schiffer: Wir saßen vor Kurzem bei einem Dinner in Madrid nebeneinander und
er erzählte mir von seiner Idee mit Dom Pérignon. Damit haben wir dann
angefangen. Und dann gleich noch die Cruise Collection für Chanel zusammen
gemacht.
Waren Sie nach dem Bruch mit Chanel nicht sauer auf ihn?
Schiffer:
Models und Fotografen werden ausgewechselt. Manchmal sogar die Designer.
Dass es zwischen mir und Lagerfeld irgendwann mal zum Ende kommen würde, war
mir klar. Deswegen hegte ich auch keine bösen Gefühle. Es kam nur etwas
abrupt.
Hat sich an der Zusammenarbeit zwischen Ihnen etwas verändert?
Schiffer:
Kaum, es ist, als ob seither überhaupt keine Zeit vergangen wäre. Ich
vertraue ihm noch immer hundertprozentig. Wie sexy oder provokativ es auch
erscheinen mag, am Ende sieht immer alles elegant aus. Karl Lagerfeld weiß
ganz genau, was er tut.
Stimmt es, dass Karl Lagerfeld am Anfang Ihrer Karriere eine Vaterrolle
eingenommen hat?
Schiffer: Er war für mich eher eine Art Mentor. Ich
habe sehr viel von ihm gelernt. Nicht nur über die Modewelt, sondern auch
über Architektur, Politik oder Geschichte. Er weiß das Letzte vom Letzten,
ist hochintelligent und belesen.
Welche Rolle nimmt Lagerfeld heute für Sie ein?
Schiffer:
Für mich ist er ein Genie, eine lebende Legende. Ich würde nie sagen, ein
Freund. Denn das würde nicht treffen, was ich für ihn empfinde. Er ist
jemand, den ich so sehr bewundere, dass ich mich freue, mit ihm
zusammenarbeiten zu dürfen. Ein Shooting mit ihm ist einer dieser ganz
seltenen, großen Momente in der Modewelt. Es gibt nur wenige geniale
Designer und tolle Fotografen. Doch er ist beides.
Sie galten lange als seine Muse. Sind Sie es heute wieder?
Schiffer:
Ich glaube, heute hat er andere, die ihn inspirieren. Aber es ist schon eine
Ehre, wenn man für eine bestimmte Zeit die Muse einer lebenden Legende sein
darf. Ich war es ziemlich lange und habe wunderbare Erinnerungen an diese
Zeit. Doch Karl orientiert sich nun an anderen Dingen.
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Und Sie ja auch. Ihre Zusammenarbeit mit "19 Entertainment" und
Victoria-Beckham-Manager Simon Fuller ist neu.
Schiffer: Als bei
Chanel Schluss war, habe ich mehr gearbeitet als je zuvor. Danach habe ich
geheiratet, zwei Kinder bekommen und eine viereinhalbjährige Pause
eingelegt. Als meine Jüngste nun zwei wurde, wollte ich wieder anfangen zu
arbeiten. Ich habe alle anderen Modelagenturen verlassen und bin mit "19
Entertainment" eine Partnerschaft eingegangen. Simon Fuller und ich
sitzen viel zusammen und entwickeln tausend Ideen. Doch noch ist nichts
konkret genug, um es an die große Glocke zu hängen. Nur so viel kann ich
verraten: Es dreht sich um Mode.
Wollten Sie nicht mehr im Filmgeschäft arbeiten? Man sah Sie ja ein paar
Mal auf der Leinwand ...
Schiffer: Die Projekte sind mir eher in den
Schoß gefallen, ich habe nie die Schauspielerei gesucht. Ich hatte damals
keinen Mann und Kinder und es hat auch Spaß gemacht. Aber ich bin nicht so
verliebt in die Schauspielerei, dass ich dafür meine Familie für mehrere
Monate verlassen würde. Meine erste Liebe ist die Mode und darauf will ich
mich konzentrieren.
Dort sind Sie ja wieder sehr präsent. Aber auch Ihre Model-Kolleginnen
Naomi Campbell, Linda Evangelista und Helena Christensen. Gibt es ein
Revival der Supermodels?
Schiffer: Ich hoffe, dass es nach
Heroin-Chic und Anorexia-Diskussion heute endlich einen Ruck in der Szene
gibt, der Glamour wieder zurückkommt. Die aktuellen Fotogeschichten in den
Magazinen gehen in diese Richtung. Auch die Sachen, die ich in der letzten
Zeit gemacht habe, waren wieder ungewöhnlich glamourös und schön. Vielleicht
bewirkt ja genau diese neue Entwicklung jetzt ein Revival der Supermodels.
Schließlich haben wir das Image der Schönheit in den Neunzigern verkörpert.
Was ist anders an der Modelwelt heute?
Schiffer: Supermodels,
wie wir damals waren, gibt es nicht mehr. Die Konkurrenz ist einfach zu
stark. Um eines zu werden, muss man gleichzeitig international auf allen
Covers sein, damit die Leute die Mädchen wiedererkennen können. Das ist im
Moment nicht möglich. Nicht zuletzt, weil in der Werbebranche sehr viel auf
Popstars und Schauspielerinnen zurückgegriffen wird. Um heute als junges
Model für eine Werbekampagne gebucht zu werden, muss man schon ein sehr
bekanntes Gesicht sein. Dazu kommt, dass früher bei Modeschauen die Mädchen
wichtiger waren. Wenn früher ein Supermodel bei einem jungen, noch
unentdeckten Designer auftrat, dann half ihm das enorm. Heute steht die Mode
im Vordergrund, die Models bleiben im Hintergrund.
Ist also die Ära der Supermodels endgültig vorbei?
Schiffer:
Ja. Lassen Sie mich mal einen Vergleich bringen: Früher brauchte ich bis zu
vier Bodyguards, um nach einer Chanel-Show vom Backstage-Bereich zu meinem
Auto zu kommen. Und so erging es nicht nur mir. Es war der reine Wahnsinn.
Das gibt es heute nicht mehr. Die Einzige von den jüngeren Models, die –
meiner Meinung nach – noch ein bisschen diesen Status hat, ist Gisele
Bündchen. Ihr Gesicht und ihr Name ist bekannt, sie wird erkannt. Doch
ansonsten? Mir fällt kein anderes Mädchen ein, das die Leute auf der Straße
wiedererkennen würden.
Und was ist mit Models wie Natalia Vodianova, Daria Werbowy, Mariacaria
Boscono, Lily Cole ...?
Schiffer: Sind alle super, sehen toll aus.
Aber keine kommt so richtig raus. Das ist sehr schade.
Irina Lazareanu hat derzeit großen Erfolg. Aber die hat Kate Moss unter
ihre Fittiche genommen. Würden Sie auch so eine Art Mentor für ein junges
Model sein wollen?
Schiffer: Sehr gerne. Ich habe schon viele
Anfragen bekommen, ob ich nicht eine Modelagentur aufmachen will. Da wäre
ich schon geeignet, weil ich die Branche wahrscheinlich besser kenne, als
viele Modelagenten. Doch das ist nicht mein Traum. Wenn ich jemanden
betreuen würde, dann nur privat. Viele der Mädchen sind zu jung. Ich war
damals 17 und meine Mutter hat mich begleitet. Die Mädchen heute sind 14 und
die Modebranche ist nicht ungefährlich. Es gibt Momente, wo man alleine auf
der Welt herumreist, mit Leuten zusammenkommt, die man nicht kennt. Es gibt
wilde Partys mit Drogen ... Model zu sein, das kann auch schiefgehen.