10. September 2008 09:57
Kaiser Karl feiert den soundsovielten Geburtstag
Nur wenige dürften sein genaues Geburtsdatum kennen, um das der deutsche Modekönig noch immer ein Geheimnis macht. Für die einen wird Lagerfeld am 10.09.2008 erst 70 Jahre alt, für die anderen bereits 75. Das Luxusmodehaus Chanel, dessen Chefcouturier Lagerfeld seit 1983 ist, hält sich an den 10. September 1938. Weil es so in seinem Lebenslauf stünde...
"Wartet auf meine Memoiren"
"Mein wirkliches
Alter liegt dazwischen. Aber da muss man auf meine Memoiren warten",
sagte Lagerfeld vor wenigen Wochen in einem Interview. Wann diese
herauskommen werden, weiß noch niemand. Der Vertrag mit einem amerikanischen
Verlag sei jedoch unterschrieben. Bleibt nur noch die Frage der Zeit. Und
das könnte ein Problem sein, denn Lagerfeld ist ein Tausendsassa.
Lagerfeld ist ein Mann voller Geheimnisse
Nicht nur, weil er
über sein genaues Alter schweigt. Auch sonst lässt sich das Multitalent kaum
in die Karten schauen. Seine Geschichte, meint er, sei sowieso anders als
das, was man über ihn erzähle. Und somit begnügt sich der Designer damit,
kleine Details und Anekdoten über seine Macken beim Kauf von Schuhen zu
enthüllen, die er immer eine Nummer zu klein wähle. Oder er erzählt
Journalisten amüsiert, dass er seine Wäsche nach dem ersten Gebrauch
wegwerfe.
Chanel in Leder
Sein größter Feind sei die Langeweile - und
darin dürfte wohl sein Erfolgsrezept liegen. Denn als umtriebiger "Rundum-Erneuerer"
hat er in der launischen Modebranche den richtigen Platz gefunden. Seine
Kollektionen und Modelle sind eine gelungene Kombination aus Eleganz,
Klassik und Innovation. In diesem Sinne machte er das klassische
Chanel-Kostüm als schwarzes Lederoutfit auf oder kombinierte Abendkleider
mit Motorrad-Stiefeln.
KL garantiert für Erfolg
Einer seiner größten Geniestreiche
gelang dem Sohn aus einer großbürgerlichen Industriellenfamilie, als er 1983
als künstlerischer Direktor bei Chanel einstieg. Er brachte frischen Wind in
das müde gewordene Label. Mit einer perfekten Symbiose aus traditionellem
Chanel-Stil und trendsetzenden Elementen brachte er den internationalen
Modedampfer wieder auf Erfolgskurs.
Kunstfigur-Er inszeniert sich selbst
Seine gelungenste Kreation
liegt möglicherweise in der eigenen Person. Mit seinem weißgepuderten Zopf,
seiner schwarzen, übergroßen Sonnenbrille, seinen zahlreichen Ringen an den
Fingern und seinem Fächer hat sich "Kaiser Karl" zu einem
wandelnden Markenzeichen gemacht. Er hat einen sehr persönlichen, fast schon
maskenhaften Stil kreiert, der ihn unnahbar erscheinen lässt. Er spiegelt
das geheimnisvolle Wesen des Modeschöpfers wider, der nirgendwo zu Hause ist
- weder zeitlich noch räumlich.
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"Ich habe keine Vorurteile"
Lagerfeld mag keine
Retrospektiven und Hommagen. "Man gibt keinen Kredit auf die
Vergangenheit", meinte er. Deshalb hänge er auch nicht an Hamburg, nur
weil er dort geboren sei. Sein Lieblingsort sei der, an dem er sich gerade
aufhalte. "Ich habe keine Vorurteile, weder über Orte noch über Menschen",
sagte er weiter. Mit einer Ausnahme vielleicht: Intellektuelle. "Ich
will alles wissen, aber ich bin kein Intellektueller, und ich mag auch nicht
deren Gesellschaft. Im Grunde bin ich der oberflächlichste Mensch auf der
Welt", sagte er in einem Interview mit der britischen Zeitung "Sunday
Times".
"Workaholic" der Superlative
Dafür ist der deutsche
Couturier jedoch zu perfektionistisch, zu gründlich. Er ist ein "Workaholic",
dessen Biografie eine Aneinanderreihung von Superlativen ist. Bereits als
Teenager ging Lagerfeld nach Paris. Dort gewann er im Jahr 1954 den ersten
Preis des Internationalen Wollsekretariats für den Entwurf eines
Mantelmodells. Nach einer Schneiderlehre bei Pierre Balmain übernahm er die
künstlerische Leitung des Haute-Couture-Hauses Patou. Als "König
Karl" dirigierte er seitdem Nobelhäuser wie Chloe. Und noch immer
bestimmt er die Trends der Modewelt mit.
Designer, Fotograf, Innenarchitekt
Lagerfeld arbeitete für
sieben Labels als Designer - unter ihnen Chloe, Fendi und Chanel. Außerdem
gründete er mehrere eigene. Er schuf unter dem Namen Lagerfeld Gallery seine
eigene Kollektion, machte sich als Modefotograf einen Ruf, gestaltete
Inneneinrichtungen und Porzellan und brachte 8 Parfüms und 13 Bildbände
heraus. Weltweit für Aufmerksamkeit sorgte 2002 das Faktum, dass der bis
dahin recht füllige Meister in nur 13 Monaten 42 Kilo abgenommen hatte.
Das Beste kommt noch
Und dennoch hat das Multitalent, das bis zu
20 Stunden am Tag an seinem Schreibtisch sitzt und Strandurlaube entsetzlich
findet, sein Ziel noch nicht erreicht: "Ich bin so eingebildet zu
glauben, dass meine beste und einflussreichste Kollektion noch vor mir liegt."
Wir freuen und drauf und gratulieren noch mal!
Foto:(c)APA