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Überlebenschancen deutlich gestiegen

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Schon in der 23. Woche geborene Babys haben gute Überlebenschancen.

Im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) werden Kinder, die zu früh auf die Welt gekommen sind, immer erfolgreicher behandelt. Vor allem bei den sehr unreifen Frühgeborenen zwischen der 23. und 27. Schwangerschaftswoche konnten die Überlebenschancen auf mehr als 80 Prozent angehoben werden. Möglich wurde dies durch eine neue Behandlungsmethode. Das hat der Vorstand der Universitätskinderklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am AKH, Arnold Pollak, in einer Pressekonferenz anlässlich des morgigen internationalen Tags des frühgeborenen Kindes berichtet.

8.000 Frühgeburten in Österreich
Laut Pollak gibt es alljährlich in Österreich rund 8.000 Frühgeburten (elf Prozent). In die Kategorie fallen Kinder, die bis zur 37. Woche das Licht der Welt erblicken. Passiert dies vor der 30. Woche, gelten sie als Risikopatienten. Auch den besonders jungen hilft inzwischen die moderne Medizin: "Mittlerweile gehen wir bereits bis zur 23. Woche hinunter", berichtete Pollak. Noch vor wenigen Jahren haben Kinder in diesem Alter kaum überlebt.

Erstversorgung

Seit zwei Jahren wird im AKH ein in Köln entwickeltes Konzept für die Erstversorgung eingesetzt. Dabei wird die Substanz Surfactant verabreicht, eine künstliche Beatmung ist damit oft nicht notwendig. Surfactant hilft mit, die Lungenbläschen offen zu halten. Es wird im Körper erst ab der 28. Schwangerschaftswoche gebildet, wie Angelika Berger, die Leiterin der Abteilung für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie, erklärte.

Selbständiges Atmen
"Die meisten dieser Kinder schaffen es, nach der Surfactantgabe selbstständig zu atmen", so Berger. Was nicht bedeute, dass es keine Fälle von künstlicher Beatmung mehr gebe - sie kämen aber seltener vor. Durch die Methode ist laut Klinik die Überlebensrate der Kinder, die zwischen der 23. und 27. Woche geboren werden, auf mehr als 80 Prozent angestiegen. 2010 wurden im AKH 92 dieser allerkleinsten Patienten versorgt.

Selbst an der untersten Grenze - also bei den in der 23. Woche geborenen Kindern - beträgt die Überlebensrate in Wien inzwischen 65 Prozent. Mit diesen Werten liege das AKH international an der Spitze, wurde versichert.

 Klinik-Chef Pollak hat übrigens keine Freude mit dem Begriff "Frühchen", wie er am Mittwoch betonte. Dies klinge zu verharmlosend, da es sich um sehr kranke Patienten handle. Auch für die Eltern sei eine Frühgeburt oft ein außerordentlich traumatisches Ereignis.

Nachsorge wichtig
Große Bedeutung werde inzwischen auf die Nachsorge gelegt. Eine Nachbetreuung sei teilweise bis ins Volksschulalter und darüber hinaus nötig. Wobei die Reduktion der künstlichen Beatmung hier ebenfalls positive Auswirkungen zeige. Denn Folgekomplikationen aus dieser, etwa chronische Schäden an der Lunge oder im Gehirn, konnten demnach mit der neuen Methode verringert werden.

Derzeit befindet sich ein Elternverein in Gründung, der als Anlaufstelle für Familien mit Frühgeborenen dienen soll. Die Initiative "Eltern für Frühgeborene" ist im Internet unter "www.eine-handvoll-leben.at" erreichbar.
 

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