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Immunsystem ist schlauer als Arzneimittel

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Abwehrzellen haben im Gegensatz zu Arzneimitteln einen Mehrfacheffekt.

Moderne Krebsmedikamente können effektiv sei. Doch buchstäblich schlauer sind immer noch körpereigene Abwehrzellen (T-Lymphozyten). Das haben Kathleen Anders und Thomas Blankenstein vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin und Forscher vom Beckman Research Institute des City of Hope Krebszentrums in Duarte (Kalifornien/USA) jetzt belegen können.

Versuch an Mäusen
Die Forscher transplantierten Mäusen Tumorzellen, die das für das Tumorwachstum kritische Krebsgen "SV40 large T" ausprägen. Damit waren die Experten in der Lage, das Krebsgen durch das einfache Antibiotikum Doxycyclin, ähnlich wie mit modernen Medikamenten, abzuschalten. Da das Krebsgen außerdem als Antigen auf der Oberfläche der Tumorzellen präsent ist, konnten die Forscher diese Tumoren auch mit Krebsgen-spezifischen T-Zellen attackieren. Damit war es erstmals möglich, die Wirksamkeit zweier ganz unterschiedlicher Therapieansätze direkt miteinander zu vergleichen.

Das Besondere an dieser Studie war weiters, dass die Wissenschafter die Wirkung beider Therapien an Tumoren getestet haben, die so groß waren, wie sie auch in Kliniken bei Patienten vorkommen. Das bedeutet, die Tumoren waren größer als ein Zentimeter und hatten etwa eine Milliarde Krebszellen. Erst dann, so die Forscher, ist der Aufbau des Tumorgewebes (Tumorstroma), zu denen zum Beispiel auch die Blutgefäße des Tumors zählen, abgeschlossen. Der Tumor gilt als "etabliert". Ziel einer Tumortherapie ist, alle Krebszellen abzutöten, um zu verhindern, dass eine Krebserkrankung erneut auftritt.

Die Forscher konnten zeigen, dass sich der Tumor bei den Mäusen durch die medikamentöse Abschaltung des Krebsgens zwar zurückbildet, seine Blutversorgung aber intakt bleibt. Außerdem wurden einige Krebszellen aufgrund von genetischen Veränderungen (Mutationen) gegen das Medikament resistent und bildeten schnell, trotz kontinuierlicher Medikamentengabe, neue Tumoren.

T-Zell-Therapie
Die T-Zell-Therapie, so stellten die Forscher fest, ist bei den Mäusen langfristig wirksamer, weil sie die Blutzufuhr des Tumors zerstört und dadurch offenbar auch jene Krebszellen abfängt, die ihre Merkmale durch Mutationen verändert haben. Für diesen Therapieansatz rüsteten die Forscher bestimmte Zellen des Immunsystems, die zytotoxischen T-Zellen (für die Zelle giftige Immunzellen) im Reagenzglas so auf, dass sie bestimmte Merkmale auf den Oberflächen der Krebszellen erkennen und die Tumorzellen gezielt zerstörten.

   Allerdings gibt es mittlerweile im Rahmen der "zielgerichteten Therapie" in der Medizin sowohl Arzneimittel, welche spezifisch Oberflächenstrukturen auf oder Signalwege in Tumorzellen angreifen als auch solche, welche die Blutversorgung von Tumoren blockieren sollen. Die Ergebnisse der Studie würden also auch in der "zielgerichteten Therapie" für eine Kombination verschiedener Medikamente sprechen.
 

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