08. April 2008 12:31
© Reuters
Nationalismus von der Stange
Moskau - Nationalismus gibt es in Russland jetzt auch von der Stange: Eine junge Studentin hat eine Modekollektion entworfen, die Russland und dem Kreml huldigt. Auf Shirts wie Unterhosen prangen patriotische Liebeserklärungen und politische Slogans, und das kommt nicht nur bei jungen Nationalisten gut an. Auch der scheidende Präsident Wladimir Putin und sein designierter Nachfolger Dmitri Medwedew sollen die Mode im Kasten hängen haben.
Exdemostrantin designt Mode
Drei Jahre lang engagierte sich die
20 Jahre alte Studentin Antonia Schapowalowa bei Kundgebungen und Aktionen
des Kreml. Dann fand sie einen anderen Weg, um ihre nationalistische
Überzeugung unters Volk zu bringen. "Liebe ist russisch" steht auf ihrer
Kleidung oder "Russen gehen voran". Auf Damenunterwäsche prangen die Worte
"Ich bin bei Dir, Wowa!". Wowa, das ist der Kosename für den Vornamen
Wladimir des scheidenden Präsidenten Putin.
Schapowalowas liebt Putin
Putin ist Schapowalowas großes Vorbild.
Im Vorfeld der Parlaments-und Präsidentschaftswahlen hatte sie sich als
Funktionärin in der von der russischen Staatsführung initiierten
Jugendorganisation Naschi für den Präsidenten beziehungsweise seinen
Wunschnachfolger Dmitri Medwedew ins Zeug gelegt. Jetzt nutzt sie den von
Putin gepflegten Nationalismus, um sich in der Modebranche einen Namen zu
machen.
Mode auf dem roten Platz
Ihren ersten großen Auftritt hatte
Schapowalowa mit ihrer Kollektion bei einer Jugendveranstaltung auf dem
Roten Platz am 3. Dezember 2007, als 30.000 Menschen den Sieg der
Putin-treuen Partei "Einiges Russland" bei der umstrittenen Parlamentswahl
feierten. "Wladimir Putin und Mitglieder der Regierung besitzen meine
T-Shirts", schwärmt Schapowalowa heute. Zu den Förderern der jungen
Designerin zählt neben Putin auch dessen designierter Nachfolger Medwedew.
Nationalistische jugendgruppe
Die Modekollektion passt perfekt in
das Konzept von Naschi, was frei übersetzt "Die Unsrigen" bedeutet, im Sinne
von "unsere Leute" oder "unser Land". Die Putin-treue Jugendorganisation
entstand 2005 während der von jungen Leuten getragenen Aufstände in mehreren
Ex-Sowjetrepubliken, als der Kreml befürchtete, dass es auch in Russland zu
Unruhen kommen könnte. Die Sommerlager der Naschi-Bewegung sollen
Jugendliche seither auf die Linie des Kreml einschwören.
T-Shirs für Fortpflanzung
Auch Schapowalowa hat die
demografische Entwicklung in ihrer Modelinie aufgegriffen. Vergangenen
Sommer besuchte Medwedew ein patriotisches Ferienlager der
Naschi-Jugendgruppe und suchte sich dort eines ihrer T-Shirts aus, das die
Bemühungen der Regierung um eine höhere Geburtenrate unterstützt. "Das
Gesundheitsministerium rät: Fortpflanzung ist gut für Ihre Gesundheit",
stand darauf zu lesen. Für umgerechnet rund 24 Euro gibt es künftig auch
Slogans wie "Ich will drei Kinder haben" oder "Ich bin der Anfang eines
demografischen Booms" auf Shirts zu kaufen.
Matrjoschkas
Neben den patriotischen Slogans bietet die junge
Modeschöpferin Kleidung an, die sich am bunten Outfit der Matrjoschkas
orientiert, den typisch russischen Steckpuppen aus Holz.