Ein Nachmittag unter Palmen

NaturLust

Ein Nachmittag unter Palmen

Stolz streckt die Pflanze ihre tiefrote Blüte empor, dem Licht entgegen. Intensiv leuchtet die Bromelie, eine Guzmania-Kreuzung, in dem satten Grün ihrer Umgebung. Sonst wächst die blühende Schönheit vor allem in Südamerika.  Diese Guzmanie zeigt ihre Pracht jedoch am Wiener Stadtrand, im Palmenhaus der Blumengärten Hirschstetten.

Tropische Vielfalt

Schon nach wenigen Schritten empfängt Besucher im Palmenhaus eine völlig andere Welt mit tropischem Klima. Die hohe Luftfeuchtigkeit ist zu spüren. Überall wächst üppiges Grün. Das Plätschern von Wasser ist zu hören. Ein kleiner Wasserfall, umgeben und bewachsen von tropischen Pflanzen, fließt in einen Teich. Der Weg führt am Ufer des Gewässers entlang. Holzstege laden zum Überqueren ein. Allerlei tropische Palmen und Gummibäume, Einblatt und Schraubenbäume sind auszumachen. In Bodennähe breitet ein Kroton seine festen, mehrfarbigen Blätter aus. Auch als Wunderstrauch bekannt, kommt Kroton eigentlich aus Südostasien.

Palmenhaus - Garten-CH - Johannes Kernmayer - NaturLust # 14 - Seite 24 © Johannes Kernmayer

Nicht weit entfernt davon leuchtet es gelb zwischen den Ästen eines Baumes: eine weitere Bromelie. Dieser Guzmania-Hybrid ist eine epiphytische Pflanzen, die auf Bäumen wächst, um bessere Lichtbedingungen vorzufinden. Mehr als die Hälfte der Bromelien-Arten wächst als Aufsitzerpflanze. Die übrigen Arten gedeihen am Boden oder auf Felsen und Steinen. Dekorativ ist hier stellenweise Louisianamoos angebracht. Die Luftnelke nimmt Wasser und Nährstoffe nur durch Blätter auf, wofür sie spezielle Saugschuppen gebildet hat.

In dem Palmenhaus in Hirschstetten, das in den 1950er-Jahren erbaut wurde, sind drei Klimazonen auf insgesamt 700 Quadratmetern vertreten. Der tropische Bereich nimmt flächenmäßig dabei den größten Teil ein. Östlich der Tropen liegt das mediterrane Kalthaus. Westlich ist der subtropische Palmenhain zu finden. In allen drei Zonen wachsen Pflanzen aller Erdteile, die hier die entsprechenden klimatischen Bedingungen vorfinden. Wie viele Pflanzenarten das Palmenhaus beherbergt, lässt sich nicht sagen. Etliche hunderte Arten werden es wohl sein.

Diashow Palmenhaus Blumengärten Hirschstetten
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Palmenhain

Im westlichen Teil ist der Palmenhain beheimatet, wo ein subtropisches Klima herrscht. Hier gedeiht etwa die anmutige Paradiesvogelblume, auch als Strelizia bekannt. Beheimatet ist diese elegante, farbenprächtige Pflanzen im südliche Afrika. Mächtig ragt eine Korkeiche im Palmenhain empor. Aus der Rinde des subtropischen Baumes werden in seiner Heimat, von Frankreich über Portugal bis Nordwestafrika, Sekt- und Weinkorken hergestellt.

Palmenhaus - Garten-CH - Johannes Kernmayer - NaturLust # 14 - Seite 25_1 © Johannes Kernmayer

Mittelmeerklima

Recht robuste Pflanzen haben ihren Platz in dem östlich der Tropen gelegenen mediterranen Kalthaus. Im Winter zeigt das Thermometer hier knapp zehn Grad. Wenn im Sommer dann die Seitenklappen geöffnet werden, bekommt es angenehme 25 bis 27 Grad. Überraschend ist die Vielfalt an Pflanzen, die sich unter diesen Bedingungen wohlfühlen. Sukkulenten dominieren hier, zu denen eigentlich auch die Kakteen zählen, die aber als eigene Gruppe angesehen werden. Am Stamm einer Klivie, die aus dem Süden Afrikas stammt, hängen zahlreiche glockenförmige Blüten. Drachen- und Gummibäume sind ebenso vertreten, wie Wolfsmilchgewächse und eine Queensland-Araukarie, eine australische Zimmertannenart.

Palmenhaus - Garten-CH - Johannes Kernmayer - NaturLust # 14 - Seite 26 © Johannes Kernmayer

Zu den sukkulenten Pflanzen zählt auch die allseits bekannte Aloe, die in Teilen Afrikas bis in Höhen von 2.800 Metern wächst. Das so zart wirkende Brutblatt zählt gleichfalls zu den Sukkulenten. Charakteristisch für diese Pflanze sind die Brutknospen, die in den Einbuchtungen der Blattränder gebildet werden. Sie ermöglichen der Pflanze eine vegetative, also ungeschlechtliche Vermehrung. Dornen und Stacheln der Kakteen und anderen Sukkulenten sind meist umgewandelte Blätter. Damit passt sich die Pflanze den extremen Bedingungen an den Naturstandorten an, die meist außergewöhnlich trocken sind.

Allerlei Tiere

Neben all der beeindruckenden Flora, die hier gedeiht, sind im Palmenhaus auch verschiedene Tiere zu sehen, die auch Teil des Zoos in den Blumengärten Hirschstetten sind. Die meisten Tiere leben im tropischen Bereich: Hier fliegen Vögel frei umher. Straußwachteln und Ganges-Brillenvögel stapfen herum. Auch Nördliche Spitzhörnchen tauchen plötzlich in den Baumkronen auf, um gleich wieder zu verschwinden. In mehreren Terrarien leben Insekten. Auch eine Kornnatter gibt es. Das einzige Terrarium im mediterranen Kalthaus wird von Perleidechsen bewohnt.

Ob tropische Gewächse, wie Kroton oder Bromelien, oder recht robuste Pflanzen, wie zum Beispiel Brutblatt, Aloe und Queensland-Araukarie, sie alle wachsen hier unter "heimischen" Bedingungen. Und trotzdem sind einige Exoten anpassungsfähig und haben sich bei uns als Zimmerpflanzen eingewöhnt. Mit der Klimaerwärmung und bei zunehmend milden Wintern schlägt so  manches Gewächs aus fernen Landen auch im Garten Wurzeln - wie die stachelige Araukarie, die schon zwei Jahre in einem Garten im Weinviertel überlebt.

Besuch der Gärten

Wer eine Auszeit unter Palmen sucht oder sich Inspiration für Haus und Garten holen möchte, dem sei ein Besuch in den Blumengärten Hirschstetten empfohlen.
Info: Blumengärten & Palmenhaus sind von 19. März bis 13. Oktober, von Dienstag bis Sonntag in der Zeit von 9 bis 18 geöffnet. Adresse: 1220 Wien, Quadenstraße 15; Gartentelefon: 01 4000 8042.

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