29. März 2019 16:52
© Tulipa Aucheriana / MarkWinwood - DKLimited - Corbis
Jetzt kommen die Wilden
Mit den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings erwachen die farbenprächtigen Tulpenblüten in den Gärten aus ihrem langen Schlaf. Doch in letzter Zeit wachsen sie nicht nur aufrecht und geordnet in Reih und Glied in Beeten und Vorgärten, sondern auch wild in Steingärten, unter Bäumen, unter lichten Stauden und sehr oft auch unter Weinreben. Denn so riesig und vielfältig das Sortiment unserer klassischen Gartentulpe auch ist, erobern Wildtulpen mit ihrem ursprünglichen Charme und ihrem unkomplizierten Charakter immer mehr Gärtnerherzen.
© Lieuwe J. Zander
Tulipa Humilis Alba Coerulea Oculata
Kinder der Steppe
Wilde Tulpen stammen ursprünglich aus dem südöstlichen Mittelmeerraum und den Steppengebieten Zentralasiens. Dort wuchsen sie wild und wurden erst von osmansichen Sultanen kultiviert. So ließ Mehmet II. um das Topkapi-Serail riesige Gärten mit tausenden Wildtulpen anlegen. Die osmanische Bezeichnung für Tulpe "Lale" leitet sich aus dem persischen "laleh" ab. Liest man das rückwärts, ergibt sich das Wort "helal" - Halbmond. Dieser, als ein wichtiges Symbol des Islam, versinnbildlicht Helligkeit, Glanz, Erleuchtung, aber auch Macht. Forscher glauben, dies sei der Grund für das häufige Erscheinen der Tulpe in der osmanischen Kunst als symbolhafte Verwendung. Im 16. Jahrhundert kam die Tulipa turcarum (Tulpe der Türken) nach Europa und der Wiener Arzt Petrus Andreas Matthiolus veröffentlichte in seinem berühmten Kräuterbuch die erste Tulpen-Illustration.
© Friedrich Strauss
Tulipa Humilis Persian Pearl
Wildtulpen zeichen sich durch eine überaus große Vielfalt aus. Es gibt verschiedenste Wuchsformen, - höhen und nahezu alle Farben - bis auf Blau. Manchen Arten wie Tulipa clusiana werden bis zu 30 Zentimeter große. Tulipa humilis ist mit 10 bis 15 Zentimeter sehr kurz. Tulipa polychroma und Tulipa tarda bilden zwei bis mehrere Blüten an einem Trieb. Die Blütezeit erstreckt sich von März bis Mai.
© GWI - T.MCGLINCHEY
Tulipa Turkestanica
Unkomplizierte Schönheiten
© 145 Maria Mosolova - Ocean - Corbis
Tulipa Humilis In Violett
Eines haben die zierlichen Pflanzen aber alle gemein: Sie gedeihen am besten auf einem sandigen, durchlässigen Boden, der im Sommer auch richtg trocken sein darf. Feuchtigkeit und Staunässe vertragen die grazilen Steppenpflanzen nämlich überhaupt nicht. An sonnigen Standorten fühlen sich Wildtulpen überdies wohler, als im Schatten. Ideale Bedingungen bietet daher ein sonniger Steingarten sowie Steppen- und Staudenbeete. Denn, wenn im Frühsommer die Stauden austreiben und zu blühen beginnen, können die Tulpen einfach dazwischen verschwinden und in Ruhe über ihre Blätter Energie für den nächsten Frühling sammeln.
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Tulipa Humilis Odalisque
Vermehren lassen sich die Blumen über Brutzwiebeln. Manche Arten bildern aber auch Samen, aus denen immer neue Pflanzen entstehen - oft wachsen diese dann wild im Garten, erobern immer neue Plätze und ganze Blumenmeere entstehen in nur wenigen Jahren. Oft werden sie sehr dicht, dann müssen sie aufgenommen und geteilt werden. Aber auch in Gefäßen auf dem Balken machen sich Wildtulpen sehr gut. Dabei gilt: Keine Staunässe und je dichter die Zwiebeln im Gefäß stecken, desto kleiner werden die Tulpen, da sie stärker um Licht, Wasser und Nährstoffe konkurrieren.
© Christine Ann
Tulipa Hageri Var. Splendens
Ideal für den Garten
Ob im Beet oder im Topf - der große Vorteil für Gärtner ist: Während man die Zwiebeln der Gartentulpen alljährlich im Herbst in den Boden bringt und nach der Blüte wieder entfernt, können die Wildtulpen jahrelang am selben Standort stehen. Ein bisschen Pflege brauchen sie aber schon: Damit die Wildtulpen rasch austreiben, wachsen und blühen, ist es empfehlenswert, die Pflanzen vor und während der Blüte zusätzlich zu wässern. Auch regelmäßiges Düngen kann für eine reiche Blüte nicht schaden.
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Tulipa Humilis Little Beauty
Damit die Zwiebeln gut ausreifen können, sollte man dann allerdings etwa 20 Tage nach der Blüte die Trockenperiode einsetzen. Und nach der Blüte müssen die Köpfe abgeschnitten werden, damit die Pflanzen keine Kraft in die Samenbildung stecken - so werden die Zwiebeln für die folgende Saison gestärkt. Unter den in Gärtnereien angebotenen Wildtulpen finden sich Hingucker wie die Tulipa-humilis-Züchtung Little Beauty in strahlendem Rot mit weiß-blau geflammtem Dekor oder die duftende Alba Coerula Oculata, die weiße, sternförmige Blüten mit stahlblauer Mitte hat. Tipp: Die Tulipa batalinii der Sorte Red Jewel ist standfest, robust und bietet im Garten viele Gestaltungsmöglichkeiten.
© Maria Mosolova - Ocean - Corbis
Tulipa Batalinii Red Jewel