Nestbau für Fortgeschrittene

Homestory 38

Nestbau für Fortgeschrittene

Immer freitags gibt es im Hause Friesz ein ganz besonderes Ritual: Dann versammeln sich Mutter und Tochter zum sogenannten „TV-Dinner“ – gemeinsam im Bett abendessen und fernsehen. „Meine Wohnung ist mein Nest, meine Höhle für mich und meine Tochter Marietschi“, beschreibt die bekannte Filmschauspielerin ihr Wohnprofil – und hat sich wunschgemäß ihren privaten Lebenstraum perfekt erfüllt. Gut 150 Quadratmeter umfasst das Refugium von Michou Friesz in einem noblen Wiener Bezirk – ­eine großzügige und reich begrünte Dachterrasse inklusive. „Der Sommer ist für mich sowieso die schönste Zeit“, ergänzt sie. „Dann legen wir Dutzende Kissen und Decken auf den Boden und genießen das Leben im Freien.“ Auch jetzt im Herbst lädt der malerisch drapierte Deckchair zur kleinen Kaffeepause in der Sonne ein. Das Thema Freiheit spielt in den vier Wänden dieser Wohnung eine wichtige Rolle: Ein großer Lebens- und Wohnraum – durchbrochen von verschiedenen Ebenen – bildet das Zentrum der Wohnung. Große Atelierfenster sorgen für viel natürliches Licht und lassen die herbstlichen Farben von Möbeln und Deko perfekt zur Geltung kommen. Ein offener Kamin sorgt auch an kalten Winterabenden für kuschelige Wärme.

Trotz der hohen Decke wirkt dieser Raum ausgenommen gemütlich. Dafür hat die Eigen­tümerin mit einem kleinen Trick gesorgt: „Mit einem japanischen Holzschirm habe ich mir eine Art Baldachin geschaffen“, erzählt Michou. Und damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Einerseits wurde die Höhe des Raums relativiert, andererseits bildet der Schirm ein wunderbares Dekostück – farblich perfekt auf die Teppiche, Sitzkissen und das Sofa abgestimmt.

Außerdem sei es einfach wichtig, ein bequemes Sofa zu besitzen, sagt die Schauspielerin mit einem viel­sagenden Blick auf die große Bücherwand im Wohnzimmer. Also ist die Couch auch der Lieblingsplatz? „Eigentlich nicht“, lautet die Antwort. „Viel lieber sitze ich an meinem Esstisch auf einem einfachen Holzsessel.“ Wie nicht anders zu erwarten ist auch dieser Esstisch ein ganz besonderes Stück: „Ich wollte einen alten Arbeitstisch mit echten Gebrauchsspuren haben“, erzählt die Schauspielerin. „Tote Möbel können keine Geschichten erzählen.“ Kein Wunder also, dass sich hochglänzende Oberflächen in diesen Zimmern so gut wie gar nicht ent­decken lassen. „Wenn ich mich in meiner Wohnung umsehe, dann hat jedes Teil seine ganz eigene Geschichte“, stellt Michou Friesz fest und nennt ein Beispiel: „Mein Schreibtisch ist ein Erbstück von der Mutter meines Vaters.“ Aber auch andere Einrichtungsgegenstände können, dürfen erzählen: Ein kleiner, aber feiner Biedermeierschrank ist eine besonders liebe Erinnerung an die Mutter. Oder die Fruchtbarkeitsgöttin, welche die Schauspielerin stolz präsentiert: „Diese hat den Weg zu mir gesucht. Neun Monate später kam meine Tochter zur Welt.“

Nur durch eine Kaminmauer vom Wohnraum getrennt befindet sich die kleine Küche. „Wir haben einen Standardblock von Boffi (italienischer Küchendesigner; Anm.) nach unseren eigenen Ideen auf beiden Seiten ergänzt.“ So ist eine Einbauküche entstanden, die praktisch ist, sich aber dennoch von ihren Artgenossen durch eine ganz persönliche Note abhebt. Ungewöhnlich hat Michou Friesz auch das Staupro­blem in der kleinen Küchen­nische gelöst: Ein antiker Schrankkoffer, den die Schauspielerin mit 20 Jahren von ihrem Vater bekommen hat, dient heute als Schrank für Nudeln, Zucker und Co. „Die Wäscheladen sind alle noch im Original erhalten, und ich lagere statt Unterhosen und BHs jetzt meine Lebensmittel darin.“

Über die offene Treppe gelangt der Besucher zu einer Art Zwischenstock. Hier hat sich Michou Friesz ihren persönlichen Arbeitsplatz eingerichtet und ihr Notebook aufgestellt. Von diesem Zwischenstock führt der Weg weiter über ein paar Stufen zum Schlafzimmer der Hausherrin. Dieses ist im Vergleich zur übrigen Wohnung über­raschend nüchtern und sachlich eingerichtet. Ein Bett, eine Kleiderstange – sonst nichts. „Meine Freundinnen kommen oft aus dem Staunen gar nicht heraus, wenn sie feststellen, wie wenige Kleider ich besitze.“ Hier mag sich vielleicht ein Wesenszug der Schauspielerin am besten beim Wohnen widerspiegeln: „Als Jägerin und Sammlerin würde ich mich nicht bezeichnen, eher als reduzierten Menschen“, erklärt Michou Friesz und ergänzt auch, warum: „Früher, als ich nur Theater gespielt habe, musste ich ­dauernd umziehen.“ So ist aus der Notwendigkeit eine Tugend entstanden. „Es ist mir sehr wichtig, immer wieder auszumisten.“ Frei nach dem Motto: Ist die Wohnung erst mal freigeschaufelt, dann lässt sich auch der Kopf leichter für Neues „frei machen“.

Womit wir wieder bei der Freiheit wären: Direkt vom Schlafzimmer aus lässt sich das Badezimmer betreten –eine echte Wohlfühloase mit großer Glasdusche und getrennter Badewanne. Auf den ersten Blick ein wenig spartanisch ausgestattet, jedoch mit kleinen Details liebevoll dekoriert. „Ich schätze es, jeden Tag ein Bad nehmen zu können“, sagt Michou Friesz. Das glaubt man in der Sekunde. Denn von der Badewanne aus hat die Schauspielerin einen traumhaften Blick über die ganze Stadt – Freiheit eben.

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