Selbst inszenierte Wohnungs-Idylle

Homestory 36

Selbst inszenierte Wohnungs-Idylle

"Du Kollega!"– "Was ist denn?" – "Telefon!" – Wer? – "Die Chefin! Aus Griechenland!" – "Na, ned scho´ …" So ungefähr war der geliebte, verhasste Arbeitsalltag auf der Wohnungsbaustelle von Andrea Händler. Denn selbst im Urlaub griff die Kabarettistin beherzt zum Handy, um "ihren" Bauarbeitern eine architektonische Umplanung eben mal schnell fernmündlich durchzugeben – und auf prompte Umsetzung zu beharren. Perfekt sollte das neue Domizil nämlich sein – und ein ganz persönliches Statement der Künstlerin. "Stein, Holz, Metall und Glas" sind nicht nur die Lieblingsmaterialien von Andrea Händler, sondern waren längst beschlossene Mindestanforderungen an die neue Bleibe, "noch bevor das passende Wohnobjekt überhaupt gefunden wurde. Eine Terrasse war gleichfalls ein Muss", ergänzt sie und weiter: "Mein Ziel war eine Wohnung zu schaffen, die mir ständig das Gefühl von Urlaub gibt." Der Traum von den perfekten eigenen vier Wänden hat sich erfüllt: eine auf einen Altbau aufgesetzte 100-Quadratmeter-Maisonette hat Andrea für sich und ihren Lebensgefährten geschaffen: ein großes Wohnzimmer, einen offenen Ess- und Lebensbereich mit direktem Zugang zu einer Terrasse und ihr auserkorenes Lieblingsplatzerl, die "Königinnenliege". Ihre Wohnphilosophie: "Eine Wohnung sollte man grundsätzlich nur für sich selbst und nicht für seine Gäste einrichten."

"Die Königinnenliege war zum Beispiel so eine Idee, die ich in Griechenland bekommen habe", erzählt Andrea Händler. Beim Urlaub in einem alten Steinhaus entdeckte die damalige Bauherrin und Hobby-Architektin die vor einem Fenster eingebaute Couch und entschied in der Sekunde: „Genau so etwas muss ich auch haben!“.

Auf Befehl wurde das bereits gesetzte Fenster wieder herausgenommen und den neuen Wünschen angepasst. "Ich liebe es hier zu liegen, meine Texte zu lernen, zu lesen oder einfach nur in die Luft zu schauen", schwärmt Andrea Händler. Aber auch die profanen Dinge des Lebens lassen sich von dieser Liege aus angenehm genießen: "Ich bin ein Serien-Junkie", gibt sie zu – also wurde der Fernsehapparat gleich mit eingebaut. "Als ich den ersten Entwurf des Baumeisters gesehen habe", erzählt Andrea Händler von den Anfängen ihrer Wohnungsgenese, "war meine erste Frage nur: Was muss stehen blieben?" Der Rest wurde rigoros gestrichen. Mit Hilfe des Architekten Erich Goyer, guter Freunde und vor allem mit der Unterstützung des Lebensgefährten Franz wurde geplant und gebaut. "Es gibt Bereiche, in denen darf man auf gar keinen Fall sparen", rät die Schauspielerin. "Beim Boden, bei der Anzahl der Steckdosen und bei der Verkabelung." An diesen Rat hat sich die Bauherrin auch selbst gehalten – und trotzdem Fehler gemacht: "Im ganzen Haus habe ich Fußbodenheizung", sagt sie. "Aber nur Gott weiß, warum ich mich nur im Wohnzimmer für Radiatoren entschieden haben." Nachsatz: "Das ist wie mit den russischen Glühbirnen. Sind sie einmal an der Decke, hängen Sie ein Leben lang."

In der Händlerischen Wohnung führt der Weg vom großzügigen Eingangsbereich mit eingebauten Schränken auf der einen Seite ins Badezimmer: hell mit Naturstein ausgelegt und weißem Marmor – direkter Zugang ins Schlafzimmer inklusive. Auf der anderen Seite öffnet sich über einen türlosen Durchgang das großzügig ausgelegte Wohnzimmer. Massive Holzböden verbinden sich mit den warmen Tönen der Einrichtungen zur einem gemütlichen Ganzen und der offene Edelstahl-Kamin rundet dieses Ensemble perfekt ab. „Ich bin froh, mich nicht mehr einrichten zu müssen. Das ist einfach nur Stress pur.“

Gerade in diesem Raum spiegelt sich der hohe Anspruch der Eigentümerin an ein durchdachtes Lichtdesign wieder: „Ich wollte außer über dem Esstisch keine hängenden Lampen haben“, erzählt die Kabarettistin und hat daher Profis mit der Lösung des Lichtproblems beauftragt. Abseits der Norm sorgen wandhohe, mit Mattglas geschlossene Schlitze auf der Stirnseite des Wohnzimmers für angenehme Lichtstimmung. Weiter geht es dann über eine schmale Treppe hinauf in den ersten Stock, dem eigentlichen Lebensraum. Rohe Kaminwände bilden mit einer mausgrauen Wand einen gekonnten Gegensatz zu den beigen Solnhofer-Platten am Boden. Der lange Esstisch aus Zebrano sorgt mit den wenigen Möbeln für einen modernen Touch, ohne jedoch zu aufgesetzt zu wirken.

Den Höhepunkt bildet schließlich der Zugang zur Dachterrasse. Aus nacktem Edelstahl wurde übers Eck eine Schiebetür-Lösung gefunden, die sich komplett öffnen lässt. Wie in einem römischen Atrium verbindet sich so der Freisitz mit dem geschlossenen Raum. Andrea Händler: Weil die Terrasse nicht so groß ist, habe ich damit das Gefühl, im Sommer im Freien leben zu können. Auch die Ausstattung der Terrasse ist ganz nach den Wohngrundsätzen der Bewohner ausgerichtet: Wenige, aber ausgesuchte Pflanzen stehen in Edelstahl-Kübeln und umrahmen die beiden hypermodernen Designer-Liegesessel. Ein kleiner Wasserfall, ebenfalls in einem Edelstahlbecken, sorgt für einen Hauch von asiatischer Nüchternheit. „Ich mag klare Linien“, sagt die Kabarettistin. „Das einzig Barocke in meiner Wohnung bin ich.“

Nur zur Adventszeit wirft Andrea Händler ihre Grundhaltung völlig über Bord. Dann wird die Terrasse mit weißen Lichterketten üppig geschmückt und Rudi Rentier darf schon zum Morgenkaffee elektrisch erstrahlen – natürlich mit Fernbedienung vom warmen Inneren gesteuert ...

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