Wohnen als Spaßfaktor

Homestroy 49

Wohnen als Spaßfaktor

Ein Leben mit vier großen Leidenschaften: Singen, Kochen, Einrichten – und ein Scottish Terrier namens Emil. Ganz egal, ob Murielle Stadelmann den Kochlöffel schwingt, ihre Wohnung neu dekoriert oder ihren kleinen Hundeliebling Gassi führt, fast immer kommt ihr ein Lied über die Lippen. „Ohne Musik kann ich nicht leben“, sagt die Sängerin. „Und ohne ein freundliches Wohnambiente will ich nicht leben.“ Eine klare Ansage, die die Künstlerin mit vollem Einsatz verfolgt. „Schön zu wohnen ist keine Frage des Geldes, sondern eine Herausforderung an die eigene Kreativität“, sagt sie und tritt für diese Einstellung mit ihren vier Wänden den idealen Beweis an: Gerade mal die Größe eines Eineinhalb-Zimmer-Apartements hat ihre Wiener Altbauwohnung. Sie wirkt durch die geschickte Aufteilung, die großzügige Möblierung und die perfekte Deko jedoch um einiges größer. „Für den Charme eines Hauses sind im Regelfall die Bewohner ganz allein verantwortlich“, bringt es Murielle Stadelmann auf den Punkt und erklärt warum: „Ich kann mich in meinem Zuhause nur wohlfühlen, wenn ich mich selbst wiedererkenne.“ Will sagen: Individualität statt Massengeschmack, Kreativität statt Luxusinvestition und ein wenig Mut zum Ungewöhnlichen.

Eine genaue Überprüfung steht also an, Stichwort „Mut zum Ungewöhnlichen“: Wo immer nur möglich, hat die Hobby-Einrichtungsfachfrau die massiven Kassetten-Türen in den Keller verbannt. „Türen erzeugen Enge und sind Barrikaden“, begründet sie. „Mit Perlenvorhängen habe ich die Achsen meiner Wohnung verlängert und damit das Gefühl von mehr Raum erzeugt.“ Gott sei Dank wurde wenigstens die Tür zum Badezimmer behalten, denn die in einer gemauerten Nische versteckte Toilette wurde ebenfalls nur mit einem Schnurvorhang vom übrigen Bad getrennt. Sozusagen der erste Besucherschreck. Der zweite: Das „Disco-Klo-Licht“ wechselt seine Farbe im Minutentakt und sorgt zumindest bei den Gästen bei der meist öden Verrichtung für ein wenig Erheiterung.

Apropos Gäste: Murielle Stadelmann ist eine begnadete Köchin und Gastgeberin. „Manchmal wundere ich mich selbst, was für Riesenmenüs ich in meiner kleinen Küche zaubern kann“, sagt sie. Ihre Gäste wissen und schätzen dies. Denn eine Einladung bei Stadelmann ist stets auch eine kulinarische Entdeckungsreise. Die Kochleidenschaft wurde der Tochter einer deutsch-französischen Diplomaten-Gastronomiefamilie in die Wiege gelegt.

Womit das Stichwort „Kreativität statt Luxus­investition“ aufgerufen ist: „Ja, meine Küche stammt aus dem Programm eines bekannten schwedischen Möbelhauses“, gibt die leidenschaftliche Köchin zu. Das schlichte Weiß der Einbauküche wurde recht geschickt mit einer besonderen Arbeitsplatte, ungewöhnlichen Griffen und einer ganzen Reihe ausgesuchter Deko-Stücke zum „Lieblingsplatz“ der Hausherrin geformt – und steht einer Designer-Küche um nichts nach.

„Ich dekoriere mein Zuhause gern mit persönlichen Erinnerungen aus meinem Leben“, meint die Stadelmann und zeigt voller Stolz ihre Sammlerstücke: etwa ein Plakat von ihrem Engagement am Wiener Burgtheater, Buddhas von ihren Reisen nach Asien und unzählige, höchst unterschiedliche Lampen. „Immer wenn ich auf Tournee bin, habe ich den Zwang, durch Möbel- und Einrichtungsgeschäfte zu bummeln und mir etwas Gutes zu tun“, sagt sie. Und offensichtlich haben es ihr Lampen sehr angetan. Nicht zu vergessen: die feinen Blumenarrangements, die dem kombinierten Wohn- und Esszimmer eine eigene, frische Note geben und von der Sängerin oft selbst gesteckt werden. „Gern lasse ich mich aber auch von meinem Blumenhändler Doll beraten.“

Womit wir beim Stichwort „Individualität statt Massengeschmack“ angelangt sind. Die grundsätzliche Farbgestaltung in dieser Wohnung ist mit seinen Brauntönen durchaus modisch. Jedoch sind es die fein nuancierten Abstufungen, die die Individualität dann doch wieder herausstreichen.

So schlägt sich zwar das Braun der Thonet-Stühle aus den 30er-Jahren ein wenig mit dem modernen Wohnzimmertisch, wird aber über das großformatige Gemälde des Wiener Künstlers Dietmar Olbert perfekt in Zusammenhang gebracht. „Der Wohnzimmertisch ist ein Einzelstück“, so Murielle Stadelmann. „Er wurde von einem großen Fan, dem Wiener Restaurator und Tischler Christian Andorfer, eigens für mich angefertigt.“

Mit farbigen Stoffen, ebenfalls in ausgesuchten Brauntönen, führt die Sängerin ihr Farbkonzept geschickt weiter. Braune Überwürfe für Bett und Couch sind ebenso ein individueller Ausdruck der eigenen Persönlichkeit wie das edle englische Nobel-Geschirr, das „nur zu ganz besonderen Anlässen aus der Vitrine“ genommen wird. Nettes Detail am Rande: Statt einer wasserfesten, klobigen Badezimmerlampe ziert ein kleiner moderner, aber schlichter Kristallluster die Decke des in Weiß gehaltenen Waschzimmers. Auch hier findet sich über Holz-Accessoires, Fächer und kleine Kästchen die Grundfarbe Braun wieder.

Bleibt zu guter Letzt nur die Frage nach dem pechschwarzen Scottish Terrier offen. Ein dekorativer Fauxpas? Da lacht Murielle Stadelmann: „Mein Emil ist kein Einrichtungs- oder Dekorationsstück, sondern mein vierbeiniger Freund und Wegbegleiter.“ Wo sie recht hat, hat sie recht. Sonst müsste ja eine braungefleckte Mini-Kuh in der Wohnung rumlaufen ...

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