Der Immo Gipfel

Der Immo Gipfel

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(c) AlexSchebert.de/ Messe München

Aus der Not eine Tugend machen. So könnte man in einem Satz die Stimmung an der am Mittwoch in München zu Ende gegangenen Expo Real beschreiben. Denn natürlich stand auch Europas größte Fachmesse für Geschäftsimmobilien im Banne der internationalen Finanzkrise. Auf die Feststellung, dass jede Krise auch ihre positiven Seiten hat, legte Eugen Egetenmeir von der Messe München aber besonderen Wert: „Wir freuen uns, dass wir vom Timing genau richtig liegen.“ Und was im ersten Moment nach berufsbedingtem Zweckoptimismus klingt, erwies sich beim Besuch des Messegeländes als durchaus ehrliche Einschätzung der Situation. Denn der Andrang war während der drei Messe-Tage nicht zuletzt auch wegen der stürmischen Großwetterlage besonders groß.

Auch Österreich stark vertreten
74.000 Quadratmeter Fläche nahm die Expo Real heuer ein – so viel wie noch nie in ihrer Geschichte und gleich um 11.000 Quadratmeter mehr als noch im Vorjahr. „Die Unternehmen messen in einer schwierigen Situation dem Auftritt am Markt eine größere Bedeutung bei“, erklärt Egetenmeir den Expo-Boom trotz der schwierigen Rahmenbedingungen.
Insgesamt nahmen 856 Aussteller aus 45 verschiedenen Ländern teil. Neben Deutschland war Russland der größte Expo-Real-Partner. Doch schon am dritten Platz des Aussteller-Rankings folgte Österreich, das heuer unter anderem mit der BIG, der ÖBB-Immobiliengesellschaft, der Vienna Region oder der Seestadt Aspern vertreten war. Insgesamt waren auf der Expo 1.850 Aussteller aus 46 Ländern vertreten – ebenfalls ein Rekord.

Benko: „Komfortable Situation“
Eine der bekanntesten Immo-Investoren Österreichs ist Rene Benko. Der 31-Jährige verwandelte seine Signa-Holding mit „G’spür“ und Geschäftssinn zu einem der wichtigsten Player am heimischen Markt. Anlässlich der Expo Real erklärte er, warum der österreichische Immo-Markt nicht so stark von der Krise betroffen ist. „Der österreichische und vor allem der Wiener Immobilien-Markt war in der Vergangenheit deutlich unterbewertet und geht daher jetzt von einer komfortablen Situation aus.“
Und Benko weiter: „Der heimische Markt kann jetzt gar nicht so tief abstürzen wie die anderen, internationalen Immobilien-Märkte.“ Das hat auch Auswirkungen auf Benkos künftige Strategien: „Für mich heißt das, dass ich mit meinen liquiden Mitteln im Ausland nach günstigen Investitionen Ausschau halte. Denn in Österreich werden trotz der Krise kaum noch Schnäppchen auf den Markt kommen.“

Vorsichtiger Optimismus
Auch abseits der spezifisch österreichischen Situation wagte der eine oder andere Experte auf der Expo einen vorsichtig positiven Ausblick in die Zukunft. Gelegenheit gab es bei der Expo Real hierfür genug. Alleine das umfangreiche Konferenzprogramm konnte nämlich mit rekordverdächtigen 400 Referenten aufwarten.
„Wir werden nach der Krise wieder Zeiten geringerer Volatilität erleben, was für viele Investoren eine Erleichterung darstellt“, zeigte sich etwa Georg Schuh, Chief Investment Officer bei dem zur Deutschen-Bank-Gruppe gehörenden Unternehmen DB Advisors optimistisch.
Als eine Ursache für diese Entwicklung nannte er den prognostizierten Rückgang von sogenannten strukturierten Produkten und eine Abnahme der Zahl der Hedgefonds – um möglicherweise bis zu 50 Prozent.

Kunden wollen weniger Risiko
Auch werde das Risikomanagement ein noch wichtigerer Bestandteil etwa im Bereich Asset Management werden. „Die Kunden wollen weniger Risiko“, ist sich Schuh sicher. Weiters sei ein deutlicher Rückgang der Inflation zu erwarten – und ein „veränderter regulatorischer Hintergrund“, also strengere Regeln auf den Finanzmärkten. Ein erster Schritt sei dabei etwa das Verbot von Leerverkäufen gewesen. Schuhs Fazit: „Der Weg geht in die richtige Richtung.“ Ein Vorteil sei auch die geringe Arbeitslosigkeit, auch in den USA. Das unterscheide die derzeitige Situation von früheren Krisen.
Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass die Expo Real vor allem eines geschafft hat: Durch demonstrativ zur Schau gestellten Optimismus der Branche, zumindest in Europa, eine ordentliche Portion Mut zu injizieren. Und genau das benötigt die Immo-Szene in diesen schwierigen Zeiten wohl am meisten.
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