Grauenhafte Details aus Elisabeths 24-jähriger Gefangenschaft sind aufgetaucht. Die Polizei geht dabei von einem Einzeltäter aus.
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Im Fall "Josef F.", in dem immer neue unfassbare Details, ans Tageslicht kamen, geht die Polizei inzwischen von einem Einzeltäter aus, wie Franz Prucher von der Niederösterreichischen Sicherheitsdirektion in "Im Zentrum" betonte. Logistisch wäre es möglich, alles alleine zu bewältigen. Die weiteren Ermittlungen würden aber genauer Aufschluss geben, so Prucher.
Unterdessen tauchten weitere Einzelheiten auf, die Elisabeth F. bei ihrer ersten Einvernahme den Polizisten zu Protokoll gegeben hat.
Was die Frau in dieser Nacht in rund zwei Stunden zu Protokoll gegeben hat, übersteigt die bisher bekannten Grausamkeiten des mutmaßlichen Täters Josef Fritzl noch einmal. Erst nach dem Versprechen, dass sie ihren Vater nie wieder sehen müsse, gab die unscheinbare, 1,65 Meter große 42-Jährige mit dem weißen Haar folgendes zu Protokoll:
Sie wurde vor den Augen ihrer eigenen Kinder vergewaltigt
Sie musste die ersten neun Jahre – von 1984 bis 1993 – in einem einzigen Raum verbringen. Erst danach baute Fritzl das Verlies aus. Die davor geborenen drei Kinder mussten also zusehen, wie ihre Mutter regelmäßig missbraucht wurde.
Mit Handschellen gefesselt und an die Leine gelegt
Am 28. August 1984 bat er das damals 18-jährige Mädchen, ihm dabei zu helfen, eine Türe in den Keller zu tragen. Dann habe er seine Tochter mit Handschellen an einen Pfosten gefesselt – für zwei Tage. Danach wurde sie für die ersten sechs Monate an eine Leine gelegt – damit konnte sie zumindest eine Toilette erreichen.
Sie verteidigt ihre Mutter
Josef Fritzl hat diese Vorgehensweise in seiner ersten Aussage bei der Polizei bestritten. Auch zur Rolle von ihrer Mutter Rosemarie äußerte sich die junge Frau. Sie nahm ihre Mutter gegenüber der Polizei ausdrücklich in Schutz. Ausschließlich Josef Fritzl habe sie mit Kleidung und Essen versorgt, die Mutter habe von nichts gewusst.
Jugendamt: „Sehr liebevoll“
Die Rolle des Jugendamtes gerät nun ebenfalls wieder ins Zentrum. Nachdem der Täter das erste Kind aus dem Keller geholt hatte und es als Findelkind ausgab, notierten Mitarbeiter des Jugendamtes, dass sich „Herr und Frau Fritzl vom ersten Schock erholt“ hätten. Das Ehepaar gehe „sehr liebevoll mit den Kindern“ um.
Horror am Tatort
Am Tatort in Amstetten gehen unterdessen die Ermittlungen weiter. 35 Beamte von der Spurensicherung arbeiten sich unermüdlich durch jeden Zentimeter im Verlies – Kistenweise werden Beweise sichergestellt. Die Polizei versucht herauszufinden, wie es dem Täter möglich war, seine Opfer im Verlies zu versorgen.
Arbeit „belastend“
Die Arbeit im 60 m² kleinen Horror-Keller ist für die Ermittler laut Oberst Franz Polzer „belastend“ und „beklemmend“. Mit jedem zu untersuchenden Gegenstand im Verlies werde den Ermittlern in Erinnerung gerufen, „was sich hier abgespielt hat“. Zudem anstrengend: Die Räume und Gänge sind extrem klein und bei einer Höhe von 1,7 Metern müssen sich die Ermittler gebückt durch das Verlies arbeiten, sie bekommen kaum Lauft, müssen Pausen einlegen.
Bezeichnend: Für die Polizisten wurde sogar ein psychologischer Dienst zur Verfügung gestellt. Die Ermittler glauben, dass die Tatortarbeit noch einige Wochen in Anspruch nehmen wird. Die Beamten fotografieren, filmen, zeichnen, sichern die Spuren des unbegreiflichen Martyriums.
Die ganze Welt und besonders Amstetten stehen noch immer unter Schock. Die Stadt startet nun sogar eine Aktion für ihre Bürger: Auf großen Transparenten sollen sie ihre beklemmenden Gefühle niederschreiben – um wieder nach vorne blicken zu können.