Dirigent und Pianist

Eschenbach erhält Siemens Musikpreis

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Der Ausnahmekünstler überzeugt als Dirigent genauso wie als Pianist.

Der Dirigent Christoph Eschenbach erhält heute, Sonntag, Abend in München den renommierten, mit 250.000 Euro dotierten Ernst von Siemens Musikpreis. Eschenbach sei eine künstlerische Ausnahmeerscheinung und ziehe nicht nur vom Dirigentenpult herab immer wieder aufs Neue Orchester, Solisten und Publikum in seinen Bann, hieß es in der Begründung. Er überzeuge dabei genauso als Pianist.

Bei dem Festakt wird der 75-Jährige die Bamberger Symphoniker dirigieren. Eschenbach ist dem Orchester als Gastdirigent seit vielen Jahren verbunden: Seit 1977 stand er rund 150 Mal am Pult der Bamberger Symphoniker.

Sein Leben begann mit schrecklichen Verlusten: Die Mutter, eine Klavierpädagogin, starb bei seiner Geburt in Breslau. Wenig später kam sein Vater, Musikwissenschafter und Gegner der Nationalsozialisten, in einem Strafbataillon ums Leben. Eschenbach wuchs bei seiner Großmutter auf, doch auch sie starb 1945 auf der Flucht vor der Roten Armee in einem Flüchtlingslager an Typhus. Da war er fünf Jahre alt.

"Ich habe einige Monate überhaupt nicht gesprochen, kein Wort. Weil diese Erfahrung dermaßen traumatisch war", sagte er rückblickend. Er wurde von Wallydore Eschenbach, einer Cousine seiner Mutter, adoptiert. Die Sängerin und Pianistin fragt ihn, ob er Klavier spielen wolle - und nach langem Schweigen soll er sein erstes Wort gesagt haben: "Ja."

Die Musik half ihm zurück ins Leben und ist seitdem seine Berufung und Lebenselixier. Er legte eine beispiellose Karriere hin - erst als gefeierter Pianist, dann als Dirigent. Seit der Saison 2010/11 leitet Eschenbach - nach Philadelphia und Paris - das National Symphony Orchestra in Washington, dem er stets ein ausverkauftes Haus beschert. Für sein Leben im Zeichen der Musik ist er in diesem Jahr Träger des renommierten Ernst von Siemens Musikpreises.

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