Rock in Vienna

Metallica und Faith No More lockten Massen

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US-Band überzeugte mit einem von neuen Nummern gespickten Best-of-Set.

Auch wenn Hitze und Staub regieren, kann man ein gewisses Maß Stil an den Tag legen: Das hat die US-Band Faith No More beim ersten Tag des Festivals Rock in Vienna auf der Donauinsel eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die Gruppe rund um Exzentriker Mike Patton am Mikrofon bewegte am späten Donnerstagnachmittag, umringt von einem blumigen Bühnenbild, erstmals die Massen bei diesem Open-Air-Event.

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Allerdings war es beileibe nicht nur die leicht kitschige Umrahmung, die das in Lederhosen und karierte Hemden gekleidete Quintett zum ersten Höhepunkt werden ließ: Patton und Co servierten der Masse - offiziellen Angaben zufolge versammelten sich rund 30.000 Menschen für das musikalische Erlebnis auf der Insel - ein mit aktuellen Songs gespicktes Best-of-Set, das kaum Wünsche offen ließ. Vom früh gesetzten "Epic", das wieder in die 90er-Jahre entführte, bis zum trotz sommerlichen Temperaturen düsteren "Ashes To Ashes" war aus allen Schaffensphasen der US-Gruppe etwas dabei.

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Dass dazwischen mit der melodiösen Großtat "Motherfucker" oder dem energischen "Superhero" auch neue Songs ihren Weg in die Setlist fanden, ist insofern eine Besonderheit, als die Band 18 Jahre seit ihrem letzten Album verstreichen hat lassen. "Die große Herausforderung für uns war, überhaupt an diesen Punkt zu kommen, dass wir neue Musik schreiben", erläuterte Bassist Billy Gould vor dem Auftritt im APA-Gespräch. "Danach lief alles ziemlich reibungslos. Aber ich wünschte, es hätte nicht so lange gedauert."

Der lange Weg hat sich in jedem Fall gelohnt: Mit "Sol Invictus" haben Faith No More ein sehr überzeugendes und vor allem nahtlos an früheres Material anschließendes Album vorgelegt, das auf angenehme Art und Weise in vergangene Zeiten führt. "Was am Ende zählt: Wir sind glücklich mit dem Ergebnis", unterstrich der immer noch unglaublich treibend agierende Dummer Mike Bordin, dessen lange Dreadlocks mittlerweile ganz in Grautönen durch die Luft wirbeln. "Es war die richtige Entscheidung und die richtige Zeit, das zu tun."

Die Entstehung der neuen Songs verglich Gloud indes mit einer kulinarischen Angelegenheit. "Das ist wie bei einem Kuchen: Der soll groß werden und gut schmecken. Also macht man sich an diese Aufgabe und beginnt einfach zu arbeiten. Das haben wir auch gemacht." Von Vorteil sei nach wie vor, dass man sich quasi blind verstehe. "Wir hören die fertigen Songs bereits in unseren Köpfen, und auf diese Weise kommunizieren wir auch miteinander", sagte der Bassist. "Das ist ziemlich außergewöhnlich: Wenn ich etwas höre und es den anderen sage, wissen sie sofort, wovon ich spreche. Man kann niemandem beibringen, Musik auf die selbe Weise zu hören, wie man selbst. Aber bei uns ist das gar nicht erst nötig."

Dieser grundsätzlichen Harmonie mengt besonders Patton im Live-Kontext eine Spur Verrücktheit hinzu: Die Augen weit aufgerissen, umklammert der Sänger sein Mikrofon, gibt sich mal schmeichelnd, dann brüllend, und forderte das Festival-Publikum mit schrägen Aussagen heraus. Da werden die Anwesenden etwa bei einer ruhigeren Phase schon mal gern mit "Meditate, Motherfucker" angeschrien, bevor Fans der Headliner Metallica aufs Korn genommen werden.

Faith No More stechen heraus, auch bei einem stark in die Vergangenheit schielendem Line-up, wie es das Rock in Vienna an den Tag legt: So durfte man zuvor mit Testament der Hochzeit des Thrash Metal nachspüren oder mit der Rap-Metal-Combo Body Count in politisch unkorrekten Sphären wandern. Rapper Ice-T gefiel sich dabei als Macho par excellence, einen Innovationspreis gewinnt seine Band aber auch mit dem aktuellem Album "Manslaughter" nicht.

Dann schon lieber ein leicht progressiver Touch, der bei Faith No More mit einer gehörigen Portion Eingängigkeit gepaart wird. "Wir haben nie Trends nachgeeifert", betonte Gould. "Das würde einfach nicht klappen. Stattdessen haben wir auf diesen verrückten Wissenschafter gehört, der uns sagte, was wir tun sollen", schmunzelte der 52-Jährige. "Der Typ war ein Genie." Aber auch ohne Späße darf man Faith No More heute noch zu einer der aufregendsten Live-Bands zählen. Lederhosen hin, Blumen her.

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